Mittwoch, 7. März 2012

Filmische Dauerfolter mit Inland Empire



David Lynch ist wohl immer noch auf dem Lost Highway unterwegs, auf der Reise hat sein Oberstübchen eine Menge Schäden mit sich genommen. Ist gar nicht böse gemeint, solche Leute braucht die Filmbranche. Doch auf seiner Reise ist noch mehr passiert, er hat seinen Verstand verloren und vor allem den roten Faden. Ich hau einfach mal auf den Tisch uns sage es ganz deutlich: "Inland Empire" ist ganz, ganz fürchterlich. Anstrengend ja, nicht so anstrengend wie viele behaupten, aber ja, er war es, aber vor allem ist er fürchterlich. Es sind 3 wirklich qualvolle Stunden, 3 Stunden Filmmaterial die aus einem der wirrsten Köpfe überhaupt entstanden ist, keine Minute wird sich hier zurückgehalten, Lynch hält sich an keine Regeln und tut das was er will, und jedesmal will er das man sich mit seinen Filmen beschäftigt und über sie nachdenkt. Bei "Lost Highway" habe ich voller Freude "Scheiße, was hat das alles zu bedeuten?" in mich hinein gefragt, doch hier kommt keine Lust der Auseinadersetzung zustande. Allein die erste halbe Stunde ist unglaublich ermüdend und bereitet den Zuschauer auf eine noch härtere Reise vor, diese hysterische Grace Zabriskie als prophezeiendes Orakel zerrt an den Nerven und man will einfach nur abbrechen. Doch irgendwo hatte ich die Hoffnung das es besser wird. Diese Hoffnung gibts doch immer. Die Geschichte entwickelt sich dann mit der Zeit (wenn dann endlich mal eine Geschichte zu erkennen ist) und man wird Zeuge dessen wofür Lynch bekannt ist: Identitäten wechseln und wandern, durchgehend nervenaufreibende Bilder(diesesmal jedoch nicht im positivem Sinne). Gefüllt mit redundanten Dialogen, überflüssigen Szenen wie die der "Rabbits"-Episoden, begleitet von einem Kameramann der wohl grade erst in der Ausbildung steckt, verwackelte, unscharfe, unterbelichtete Bilder die einem den Kopf schmerzen lassen, Großaufnahmen die zeigen wie unrein die Haut der Darsteller ist, Froschperspektiven...ach, mir wird schon wieder übel.  Wenn Laura Dern (die Protagonistin die den Film noch etwas rettet) dann auch noch stundenlang, ja gefühlte Jahre durch absolut dunkle Korridore schleicht ist irgendwann die Schmerzgrenze erreicht und die Frage nach dem Sinn hat sich in die Frage "Wann ist es endlich vorbei?" verwandelt. Das alles kann man natürlich auch als Kunst anpreisen, aber für mich bleibts hässliges Gewürschtel. Das alles fesselt einfach nicht, von Unterhaltung kann man sowieso nicht reden. Wenn dann kurz vor Ende eine komische asiatische Pennerin davon anfängt, über Affen und Löcher in Vaginas zu reden, ist alles verloren. Alles hat seine Grenzen. "Inland Empire" ist großer Schund. Künstlerisch wervoll? Kanns ruhig sein. Mutig dem Mainstream entgegenstellend? Auf jeden Fall. Doch Schund bleibt Schund. 

2/10

3 Kommentare:

  1. Der Text kommt mir bekannt vor. Du hattest den doch schon früher mal gepostet und für das Wort "Schund" ein wenig einstecken müssen, oder?! ^^
    Ich stimme dir übrigens zu. Man hat es schwer, sich für das Geschehen zu interessieren bzw. die Mindfucks (oder was auch immer) auf sich wirken zu lassen, wenn dem Film der rote Faden und jedes erzählerische Grundgerüst fehlt. Der ist wirklich nur für echte "Lynchianer". Besonders Mulholland Drive solltest du dir trotzdem irgendwann mal noch gönnen ... der ist so oder so klasse, egal ob man Lynch-Fan ist oder nicht, aber vor allem entfaltet er nach mehrmaligen Schauen seine ganze Stärke ... sobald man weiß, worum es im Groben eigentlich geht. Dieser wohl eher nicht. ;)

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  2. Jap, auf mp. Die Fans wollten stänkern, war aber nicht weiter schlimm :D Kurz davor habe ich ja Lost Highway gesehen, den habe ich 8 Punkte gegeben, ich bin Lynch also gar nicht abgeneigt, doch der Film hier ist einfach nur sinnlos hoch 10, da weiss nichtmal Lynch um was es eigentlich geht. Mulholland Drive wird kommen, bin gespannt was der kaputte Kopf noch so drauf hat :)

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  3. "Mulholland Drive" ist thematisch "Inland Empire" (Ja, bei dem geht es tatsächlich um was :D) ähnlich, auch wenn er völlig anders inszeniert ist. Letztlich etwas ruhiger als "Lost Highway", dafür teilweise ebenso verwirrend ... aber das kennt man ja. ;)
    Bin gespannt, was du sagen wirst ... aber hat ja Zeit.

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