Nach langer Zeit habe ich mir endlich mal diesen Film hier vorgenommen, gedreht von einem meiner absoluten Lieblinge der Branche, Clint Eastwood, und mit einem Cast der wohl jedem ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.
Ich hatte dementsprechend auch gewisse Erwartungen, Erwartungen die natürlich nicht leicht zu decken waren. Doch dieses Filmteam kann doch eigentlich keine Gurke produzieren, deswegen war ich sehr optimistisch gestimmt. Außerdem bin ich sehr anfällig für emotionsvolle Filme, bei "Mystic River" sollen ja schon mehrere ein oder zwei Tränen verloren haben. Die Geschichte fängt auch sehr packend an, drei Kinder spielen auf der Straße, auf einmal kommen zwei Männer angefahren die sich als Polizisten ausgeben und wollen das einer von ihnen in den Wagen einsteigt. So wie Kinder nunmal sind, würden sie gar nicht daran denken einem Polizisten zu wiedersprechen. Doch es stellt sich heraus das diese Männer ganz und gar nicht zur Polizei gehören...
Wenn man so etwas liest, denke zumindest ich erstmal an Filme wie "Sleepers", solche Filme gehen stark an die Nieren und lassen einen auch so schnell nicht mehr los. Jedoch dient diese Entführungsszene zunächst nur als Aufhänger, dann wird nämlich ein Zeitsprung gemacht. Man sieht die drei Jungs wie sie zu Männern geworden sind, sie werden nach 25 Jahren mit einer weiteren schrecklichen Tragödie konfrontiert: Die Tochter von Jimmy (Sean Penn), einem der drei Jungs, wurde ermordet. Sean (Kevin Bacon) ist ein Cop geworden und wurde zu dem Fall hinzugezogen, Dave (Tim Robbins) lebte nach seinem verstörendem Erlebnis weiterhin in der Kleinstadt.
Man sieht also worauf es Clint Eastwood abgesehen hat, er nimmt eine, so schon recht spannend klingende Thriller-Story in der die Suche nach einem Killer beginnt, und vereint sie mit der Geschichte der drei (alten) Freunde. Es wurde viel auf das Drama innerhalb der Charaktere gesetzt, nicht zwingend auf das Drama der Suche nach dem Killer. Ich für meinen Teil fande nämlich die eigentliche Krimiangelegenheiten für etwas dröge gehalten, das liegt aber auch vor allem an der übertriebenen Laufzeit. Das nimmt Spannung heraus, Spannung die eben für den Thrilleranteil sehr wichtig gewesen wäre. Doch auf emotionaler Ebene ist Eastwoods "Mystic River" ein kleines Meisterwerk. Da das Dreiergespann wohl das wichtigste für den Film ist, wurden sie natürlich perfekt besetzt. Bacon, Penn und Robbins. Das sind große Namen. Und vor allem sind das allesamt tolle Charakterdarsteller, Bacon ist mir mit der Zeit sowieso ans Herz gewachsen (interessanterweise spielt er hier mal keinen Badass), und auch Penn schätze ich nun mehr. Robbins, den ich letztens noch in "Jacob's Ladder" gesehen hatte, spielt seine verstörende Rolle wie ein Idealist.
Die Aufmachung ist auf den ersten Blick sehr schlicht gemacht, als Zuschauer denkt man dass man sofort weiss wer der Mörder ist. Doch ist natürlich nichts so wie es scheint, und auch der Tiefgang der einzelnen Protagonisten führt von Minute zur Minute immer weiter runter in den Untergrund. Der einzige Kritikpunkt meinerseits ist leider auch ein schwerwiegender, die lange Laufzeit zerreisst zu einem die Spannung, und auf der anderen Seite hätte man das Puzzle dieser Tragödie imposanter zusammenfügen können, wenn man sich nicht in ein paar unnötigen Szenen verloren hätte. Dennoch kann ich die Aussage, dass "Mystic River" ein grandioser Film ist, einfach nicht abstreiten, vor allem am Anfang und zum Ende hin wird einem der Hals zugeschnürt, die ein oder andere Träne bahnt sich im Gesicht einen Weg hinunter.
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Empfehlung: Sollte man gesehen haben.
Der gesamte Film hätte auch der Pilot für eine Thriller-HBO-Serie werden können. Penn ist der Bandenchef und Bacon ermittelt gegen diesen. Man, wie geil das wäre!
AntwortenLöschenSolche Ideen gefallen mir, in der Serie hätte man den, für mich verbesserungswürdigen Thrill(der trotzdem gut war), noch erhöhen können.
LöschenAbsolut versiertes wie facettenreiches Meisterwerk. Einer der wenigen Eastwoods, die mir tatsächlich gefielen. Fand den gerade erst durch seine lange Laufzeit so überragend; da frisst sich die Nüchternheit quasi durch den eigenen Körper.
AntwortenLöschenIch habe natürlich gar nichts gegen lange Filme, doch fand ich einige Passagen recht langweilig gehalten. Damit meine ich aber bestimmt nicht Szenen wie z.B. die wo Penn und Robbins auf der Terrasse sitzen. Das war Gänsehaut pur.
LöschenBin absolut Deiner Ansicht, auch wenn er eine höhere Wertung verdient hätte. Schöner Kommentar zu einem ebeso "schönen" Film.
AntwortenLöschenIch bin mit meinen Wertungen etwas 'vorsichtiger' geworden, doch ich kann dir sagen das eine 7, bzw. eine 7.5 extrem gut bei mir sind, eine 8 ist fürs erste das Höchstmaß, 9 vergebe ich nur wenn ich absolut überwältigt bin, und 10 wenn der Film mich nach mehrmaligem schauen noch fesselt.
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