Ich muss gleich mal sagen, dass ich die britische Originalserie von 2004 nicht kenne, und somit auch keine Vergleiche ziehen kann. Was aber auch gut so ist, denn somit bleibt man unvoreingenommen. Ist immer etwas dumm, wenn man mit utopischen Erwartungen an einen Film, oder hier eben Serie, geht. Der Hauptgrund warum ich diese Serie aber überhaupt ausgewählt habe, war William H. Macy (bekannte Nebenrollen in z.B. "Magnolia" oder "Jurassic Park III"). Denn er ist so ein Kerl, dem schaut man ins Gesicht und denkt sich: "Der muss was können." Kann er auch. Das beweist er hier als alkoholkranker Familienvater der nur selten die richtigen Entscheidungen trifft.
Am Anfang war ich dann jedoch leicht enttäuscht, da man Frank Gallagher (William H. Macy) kaum zu Gesicht bekommt. Vielmehr steht die Familie, bestehend aus sechs Kindern, im Mittelpunkt und es wird gezeigt wie sie sich selbst überlassen werden. Fiona (Emmy Rossum), die Älteste, darf dabei die Ersatzmutter spielen. Die Richtige ist nämlich abgehauen. Doch so unglaubwürdig das auch klingt, denen geht es besser als man denkt. Jedenfalls als Familie, auch wenn das natürlich kein normales Leben ist.
Und im Grunde geht es auch nicht um mehr, als um diesen Haushalt, der geschmissen werden muss. Jeder erledigt seinen Teil, damit das Ganze am Laufen bleibt und bringt sich ein. Dabei macht jeder trotzdem sein eigenes Ding, so dass teils wirklich interessante Storys aufkommen, die dann auch gerne mal den Mittelpunkt der Geschichte vergessen lassen. Man wollte im Grunde nicht mehr als das "Leben" zeigen, hier zwar in einer sozial weiter unten gelagerten Schicht, doch das Konzept passt. Man geht dabei immer etwas grenzüberschreitend vor, nimmt nie ein Blatt vor den Mund und spricht Themen an, vor denen andere Serien Angst hätten. Doch das macht das Ganze so sympathisch, man geht nicht mit Samthandschuhen vor (tut das Leben das?), erhebt aber auch nicht den Moralapostelfinger.
Klar, es gibt auch einiges zu kritisieren, so kommt Fiona (die eben sehr viel Screentime bekommt) nicht immer authentisch rüber und bei einigen Szenen möchte man nur mit dem Kopf schütteln, doch zu 90% hat mir die erste Staffel von "Shameless" einfach nur Spaß gemacht und die Familie wächst einem wirklich schnell ans Herz. Achja, vor allem 'Lip' (Jeremy Allen White), der mit seiner Art wohl die coolste Figur der gesamten Serie darstellt. Als Intelligenzbolzen der trotzdem noch normal wirkt und immer die Entscheidungen trifft, die man auch selber treffen würde, kann man ihn nur gerne haben.
Die Kunst von "Shameless" ist es, das diese Serie, obwohl sie zu Recht im Genre 'Drama' untergebracht wurde, beinahe ohne richtiges Drama auskommt. Es wirkt hier nicht so, als ob die Leidensgeschichten erzwungen wären, so nimmt der Zuschauer das auch nicht ganz so negativ auf und sieht nicht nur 'Drama' in der ganzen Sache.
7.5/10
die hab ich auch schon lange auf dem Radar... wusste gar nicht, dass es ein britisches "Original" gibt.
AntwortenLöschenWerde ich mir auf jeden Fall mal ansehen, denn es hört sich so an, als ob das genau was für mich wäre :-)
Habe die Serie im Dezember entdeckt und hoffe die 2. Staffel nächste Woche endlich sehen/suchten zu können. Für mich ist "Shameless" die Serien-Entdeckung von 2012.
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