Daniel Radcliffe hat einen schweren
Stand. Wie viele andere schon vor ihm, steht ihm die knifflige
Aufgabe bevor, sich von seinem Franchise-Erfolg ´Harry Potter´ zu
lösen und mit interessanten Rollen einen ordentlichen Platz in der
ohnehin schon überfüllten Schauspieler – Masse zu sichern. Mit
seiner Rolle als Dr. Vladimir Bomgard kann er nach ´Die Frau in
Schwarz´ einen weiteren Schritt in die richtige Richtung setzen,
denn A YOUNG DOCTORS NOTEBOOK ist eine kleine aber dafür sehr
intensive Auseinandersetzung mit den Themen Vorurteil, Erwartungen
und Druck.
Moskau, 1917. Dr. Vladimir Bomgard
gehört zu den besten Studienabsolventen in Moskau. Sein großer
Traum Medizin zu praktizieren geht nun endlich zu Erfüllung und eine
Stelle findet er in einer verlassenen Gegend. Ein abgelegenes
Krankenhaus, das ursprünglich vom dort angehimmelten Lepold
Lepoldovich geführt wurde, ist nun Bomgards neues zu Hause. Schon
bald jedoch muss er eingestehen, dass Theorie und Praxis weit
auseinander gehen, wird er doch täglich mit neuen schweren und
gefährlichen Eingriffen konfrontiert. Zur Hilfe in dieser
unterkühlten neuen Welt, scheint ihm lediglich sein älteres Alter
Ego zu eilen...
Allzu häufig kommt es vor, dass große
Erwartungen, großer Druck auf uns lasten. Häufig entstehen diese
Dinge auch durch Hörensagen, Gerüchte oder eben Vorurteile und
Voreingenommenheit. Passen wir nicht in ein bestimmtes Bild,
erbringen wir nicht die übliche Leistung oder wirken wir zaghaft,
entsteht Druck von ganz alleine. Daniel Radcliffe wird in A YOUNG
DOCTORS NOTEBOOK in eine Welt gestoßen, die von Oberflächlichkeiten
und Klischees beherrscht wird. Der Doktor muss groß und stark sein,
er muss Bartträger sein. Alles Dinge die der junge Doktor, gespielt
vom ehemaligen Harry Potter – Star, nicht mitbringt. Über 4
Episoden jedoch beweist er, dass sein Schneid und sein Mut groß
genug sind um solche Barrieren zu überbrücken, er zeigt, dass sich
Menschen überzeugen lassen. Das man an sich selbst glauben muss um
akzeptiert zu werden.
Alleine schon diese Tatsache trifft
unheimlich passend auf den Schauspieler Radcliffe zu. Er hat dasselbe
Problem wie seine Figur, er will und muss akzeptiert werden um eine
dauerhaft erfolgreiche Schauspielkarriere führen zu können. Mit
dieser Mini-Serie ist er diesem Ziel auf jeden Fall ein Stück weit
näher gekommen. Mit seiner teilweise sehr komödiantisch
angehauchten Spielweise, passt er perfekt in das Konzept dieser
Serie, welches von schwarzem Humor und gut gespielten Lachern geprägt
ist. Er empfindet Spaß am Schauspiel und lässt dies den Zuschauer
merken und anerkennen. Er ist motiviert und gut, diese Fakten kann
man sich aus seinem Auftritt in A YOUNG DOCTORS NOTEBOOK herleiten.
An seiner Seite agieren mit Jon Hamm und Adam Godley, zwei weitere
Akteuere die in diesen vier Episoden sehr von sich zu überzeugen
wissen. Während Hamm eher die Dramaturgie der Serie wiederspiegelt,
ist Godley in amüsanten Passagen zur Stelle.
Diese zwei Schauspieler spiegeln auch
das ganz große Plus des Formats wieder. A YOUNG DOCTORS NOTEBOOK
schafft es mit grandiosem Schauspiel einen seltsam schmalen Grat
zwischen schwarzem Humor und Drama zu bestreiten, der dem Zuschauer
erstaunlich gut bekommt. Eben jener Grat wirkt eigen und erfrischend
und erwärmt dem Zuschauer inmitten der unterkühlten russischen
Provinz sein Cineasten-Herz.
Was das Publikum zu sehen bekommt ist
eine Geschichte über Fortschritt und Entwicklung. Menschlich, sowie
fachlich. Eine Geschichte voller Entscheidungen, auch voller Panik.
Eine Geschichte voller Blut, Schweiß und Tränen. Das dumpfe
Ratschen der Säge, das trostlose Bad im OP, die leidenschaftslose
Erotik. A YOUNG DOCTORS NOTEBOOK wirkt kalt, verlassen und leer und
dennoch steckt einfach so viel Gutes dahinter.
Daniel Radcliffe war auf der Suche nach
interessanten Rollen, Rollen die ihn voranbringen. Rollen die ihm
passen, Rollen die ihm bei seiner Entwicklung helfen. Diese Rolle
zeigt eine weitere Facette seines starken Schauspiels. Die zerrissene
Facette, der Grat zwischen Humor und Drama, das Plus dieser Serie
gespiegelt durch Ihn. Radcliffe war auf der Suche nach Rollen die ihn
voranbringen. Diese hier war genau die Richtige.
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