Mit einem deftigem und vor allem emotionsgeladenem Finale in Staffel 2, wird man in Staffel 3 in ein vollkommen anderes Szenario geworfen. Also bis auf das Zombieproblem natürlich. Shane ist, zur Freude der Meisten, nicht mehr unter den Lebenden (und auch nicht den Untoten), dass Greene-Anwesen von Walkern überrannt und die stark dezimierte Gruppe nun auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Als man dann auf der verzweifelten Suche einem Gefängnis über den Weg läuft, scheint sich endlich alles zum Guten zu entwickeln. Denkste. Wie man schnell bemerkt, ist das Gefängnis inner- und außerhalb voller Feinde - die nicht alle untot sind.
Nach einer, ich nenne sie mal recht idyllischen Staffel, wird es hier verdammt düster für die Überlebenstruppe. Immerhin hatten sie vor dem Zombie-Überfall auf die Farm von Hershel eine Art wirkliche Hoffnung, ein zu Hause, dass vermeintliche Sicherheit bietet und Nahrung besitzt. Von dem nett anzuschauendem Anwesen geht es nun in ein kahles Gefängnis. Ein Gebäude, welches Sicherheit bietet, doch keines, in dem man gerne ist. Doch wäre dass das größte Problem, würden sich Rick und Co. wohl kaum beschweren. Wie sich herausstellt gibt es in der Nähe eine kleine Stadt - ohne Zombies, dafür mit einem intaktem sozialen und wirtschaftlichem System, angeführt von einem Mann, den alle nur Governor nennen. An seiner Seite ein 'Freund', den man schon tot geglaubt hat.
Staffel 3 ist fast das Spiegelbild zu dem Vorgänger bzw. den Vorgängern. Klar, ganz actionlos ist keine der Staffeln, doch was man hier Rumballereien und Exekutionen erlebt, erreicht schon ein neues Level. Vor allem beschränkt sich die Wut nicht mehr explizit gegen die Untoten Beißer, der eigentliche Konflikt wird hier zwischen Mensch und Mensch gehalten. Super Grundkonzept natürlich, hätte auch auf jeden Fall kommen müssen, doch sehe ich diese Storyentwicklung trotzdem etwas skeptisch. Was "The Walking Dead" bisher ausgemacht hat, war eine unglaublich dichte Atmosphäre, eine, bei der man auch wirklich glaubt nun in einer Zombieapokalypse zu sein. War Serienformattechnisch damals, 2010, als man die Reise mit Staffel 1 begonnen hat, natürlich ein Riesending, weil es die eigentlich erste, wirkliche Zombieserie ist. Es ging eben auch um die Walker. Hier verkommen sie leider eher zu Randfiguren, die nur teilweise ihren Zweck erfüllen.
Das eigentliche Problem liegt darin, dass man den Konflikt mit den neuen Menschen in der Serie zäh durchzieht. Vor allem wird das so erzählt, als ob einem so langsam die Ideen ausgehen. Ein paar gute Überraschungen gab es, aber keine, die es mit den bereits erlebten aufnehmen können. Die Macher werden einfach ideenlos. Was mich noch trauriger gemacht hat, war die Tatsache, dass die besonderen Charaktere, mal abgesehen von z.B. Rick, der wirklich extrem viel Zuwendung hatte, kaum Screentime geschenkt bekommen haben. Wo war denn bitte Glenn? Maggie? Hershel? 1-2 einprägsame Szenen in einer gesamten Staffel machen den Kohl nicht fett und mich verdammt traurig. Mit dem Governor (Philip Blake) hat man aber immerhin eine wirkliche Granate in das Geschehen geschmissen.
Dennoch machen die Folgen Spaß. Der Qualitätsabfall ist bis auf ein paar besondere Momente deutlich zu spüren, die jeweiligen Finale der Folgen kaum imposant und trotzdem fiebert man noch mit. Das liegt aber eben auch daran, dass man einen Schwung Lust an der Serie mit aus den vorherigen Staffeln genommen hat. Sollte Staffel 4 weiter auf diesem Level spielen, glaube ich eher nicht, dass mein Interesse auf dieser Höhe ist, wo es sich grade befindet.
Die Konstellation der 3ten Staffel hatte wirklich was. Das Gefängnis als kleine Festung, zeitgleich als geheimnisvolles Gebäude voller Gefahren, dann die Kleinstadt von der man absolut keine Ahnung hat, was man von ihr halten soll, spezielle Vorkommnisse, die dann doch etwas unerwartet kamen - und doch wurde von Folge zu Folge immer mehr vergeigt. Vor allem das Finale war so kraftlos, dass ich mich jetzt noch kaum daran erinnern kann.
7.5/10
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