Um was geht's eigentlich?
Tony Soprano (James Gandolfini) ist einer der mächtigsten Männer der Unterwelt von New Jersey - und ein hochrangiges Mitglied der Mafia. Doch selbst solche Männer haben auch ganz alltägliche Probleme in ihrem Leben. Familie und Arbeit sind schwer trennbar und so langsam wird das alles zu viel. Panikattacken verfolgen ihn, ein ruhiger Schlaf wird schon lange vermisst. Er tut dann das, was ihn eine schwere Überwindung kostet - er geht zu einer Psychotherapeutin und versucht dass so gut wie möglich vor seinen Gangsterkollegen zu verheimlichen. Wenn das nämlich rauskommen würde, wäre sein Einfluss in ziemlich großer Gefahr.
In den Sitzungen zwischen Tony und der Therapeutin (=Lorraine Bracco, schwer einschätzbar) geht es vor allem um die Taten seines Vaters, welche ihn zu dem gemacht haben, wer er nun ist und die vorbelastete Beziehung zu seiner Mutter. Es kommt immer mehr zum Vorschein, wie sehr ihn seine Kindheit geprägt hat, und wie sehr ihn das auch jetzt noch mitnimmt. Dazu kommen natürlich die bekannten Probleme und Machenschaften eines Mafia-Bosses, welche auch noch erledigt und besprochen werden wollen. Das zentrale Problem entsteht aber erst, nachdem das Oberhaupt Jackie April durch Krebs stirbt. Tony und sein Onkel Junior (Dominic Chiansese) sind ab dem Zeitpunkt Konkurrenten, die um die Vorherrschaft innerhalb der Organisation kämpfen.
"You know Tony, it's a multiple choice thing with you. I can't tell if you're old-fashioned, paranoid, or just a f**king asshole."
Die erste Staffel der Serie, die als beste der Welt genannt wird, ist nur zum eingewöhnen da und sollte nicht gleich dafür genommen werden, um über den Gesamteindruck der Serie zu urteilen. Die ersten Folgen sind sogar relativ ermüdend und man fragt sich, ob man diese Charaktere überhaupt kennen lernen möchte. Zum Finale hin kriegt man dann richtig Lust auf die Serie und weiss ganz genau, dass das Konzept genauso sein musste und man sich anders gar keinen Überblick hätte verschaffen können.
Tony Soprano und seine Welt - etwas, dass sich stark von den altbekannten Mafiafilmen aus den Blockbusterstudios differenziert. Noch nie wurde mit solch einer Ruhe an das Thema rangegangen, hat so authentisch den Alltag eines Mitgliedes gezeigt. Und genauso selten wurden Menschen aus diesem Geschäft so verletzlich und emotional gezeigt. Dass ist das, mit dem man am Anfang klar kommen muss, wo man sich und seine Vorstellungen umzukrempeln hat. Genau das ist aber auch der Punkt, der THE SOPRANOS so verdammt interessant macht. Die Ambivalenz eines Mannes, gefangen zwischen Vaterschaft, Ehe und Arbeit, die die Familie nicht so wertschätzt, wie man es meinen könnte. Viele fänden es wohl nämlich ziemlich cool, wenn der Papa in der Mafia tätig wäre und Geld ran scheffeln würde. Die Wahrheit sieht aber anders aus, Frau und Kids fühlen sich vernachlässigt und wissen gar nicht recht, wie sie mit dem Doppelleben ihres Vaters und Ehemannes umgehen sollen.
James Gandolfini ist der Godfather, als welcher Marlon Brando gerne angepriesen wird. Damit meine ich das schauspielerische Auftreten, denn so begnadet auch ich Brando finde, liefert Gandolfini wegen seinen 'zwei Persönlichkeiten' eine noch imposantere Darstellung ab. Man kann es gar nicht anders als überraschend bezeichnen, was hier passiert: Vor seinen Kollegen und Mitfechtern ein hart durchgreifender 'Fuck'-Rufer welcher keine Gnade kennt und auch vor seinen Freunden keinen Halt macht, wenn es um sein Geld geht und zu Hause der bemüht liebevolle Vater, welcher seine Kinder unbedingt vor dieser Welt bewahren möchte und dementsprechend auch zu Hause auftritt. In welchem seiner zwei Leben er mehr schauspielert, bleibt noch offen.
Season 1 ist in allen Belangen ein überlanges Intro welches an das Thema ranführen und die Charaktere vorstellen soll, nicht mehr und nicht weniger. Die schnellen Szenen werden alle noch kommen, ebenso wie die großen und spannenden Momente der Serie. Darauf freut man sich. Wenn Tony am Ende den ganzen Schlamassel dann auch noch den eigentlich helfenden Sitzungen und Onkel Juniors Zungenspiele (herrlicher Moment) in die Schuhe schiebt, dann weiss man, dass man sich auf ein Wiedersehen und den eigentlichen Auftakt mit den Sopranos wirklich freut.
"Hope comes in many forms."
7.0/10
Ich fand ehrlich gesagt bereits die erste Staffel ziemlich großartig, eben gerade weil die Charaktere so ausführlich und fast schon bedächtig vorgestellt wurden. Auf jeden Fall kannst du dich noch auf einige großartige Geschichten gefasst machen :)
AntwortenLöschenStaffel 2 wurde schon geschaut und für ne Nummer größer eingeschätzt! :) War mir hier aber noch recht langsam, auch wenn es so sein musste.
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