Am Anfang war der
Kurzfilm. Dann kam der Film und der Kurzfilm verschwand. Mit dem
experimentellen Stil der 50er und 60er tauchte er wieder auf und „genießt“
heutzutage ein ähnliches Ansehen wie die Kurzgeschichte.
Kurzgeschichten
liest man in der Schule oder einfach mal so, wenn man lustig ist. Autoren
versuchen sich oft zuerst an Kurzgeschichten, bevor sie dann etwas „Richtiges“
machen. Genauso ist es auch beim Kurzfilm. Im Studium macht man vielleicht
einen, um seine Fähigkeiten zu beweisen. Sie gelten eher als Spielerei, ein
kleines Experiment, ein Zeitvertreib, hauptsächlich wegen ihrer Kürze. Denn,
wozu versuchen in zehn Minuten eine Geschichte zu erzählen, wenn man sich auch
direkt eine Geschichte in einem epischen zwei-, drei-Stunden Film anschauen
kann?
Klar, es gibt da
diese Oscarkategorien und Extrasendungen für Kurzfilme, aber wirklich
gleichberechtigt sind sie nicht. Selbst Klassiker wie Un chien andalou oder La Jetée
werden nur von einer kleinen Menge Leute angesehen, und zwar wahrscheinlich
derselben, die auch mit Begeisterung Kurzgeschichten liest. Lediglich die
Pixarkurzfilme vor dem Hauptfilm sind äußerst beliebt, aber sie dienen
eigentlich nur der Unterhaltung – auch wenn es meistens sehr gute Unterhaltung
ist.
Dabei können uns
Kurzfilme genauso viel zeigen, wie normale Filme, wenn nicht noch mehr. Sie
können es sich erlauben, viel reinzupacken, weil es garantiert niemals
überladen wirken wird. Sie haben eine viel größere Auswahl an Geschichten, da
sie diese nicht noch extra in die länge ziehen müssen. Natürlich müssen sie auf
die großen Geschichten verzichten.
Eigentlich sind dem
Kurzfilm bis auf die Laufzeit keine Grenzen gesetzt und das Beste ist doch: Sie
wollen nicht der Masse gefallen. Kurzfilme müssen keine Millioneneinnahmen
machen und bestimmte Konventionen erfüllen.
Bei einem Kurzfilm
muss man keine Angst vor übersprudelnden Klischees, gängigen Enden und zu oft
benutzten Erzählmuster haben, denn ein Regisseur, der einen Kurzfilm macht,
will auch etwas Besonderes erschaffen und damit fallen die ganzen
08/15-Blockbuster-Regisseure denke ich mal schon weg.
Das Universum der
Filme ist unendlich, doch wer sagt uns denn, dass das Universum der Kurzfilme
nicht noch unendlicher ist, noch facettenreicher? Jeder Film mit Normallänge
ist irgendwo verzeichnet, doch bei Kurzfilmen ist das nicht immer der Fall. Wir
kennen die Kurzfilme mit Preis oder die von bekannten Regisseuren, aber wo sind
all diese charmanten Schulprojekte verzeichnet, die unzähligen Kurzfilme, die
ich beim googeln lediglich auf der Seite des Fernsehsenders finde?
Mir persönlich macht
es im Endeffekt viel mehr Spaß mich in die Masse der Kurzfilme zu
werfen...obwohl...wieso eigentlich die beiden Arten voneinander trennen?
Wieso einen Film
bloß auf die Laufzeit reduzieren?
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