Freitag, 6. September 2013

DER ELEFANTENMENSCH - Das Spiegelbild eines selbst

(1980) / US, GB / OT: The Elephant Man / Laufzeit: ca. 125 Minuten / FSK: 12 / Drama
von David Lynch - mit Anthony Hopkins, John Hurt
Schonmal in den Spiegel geschaut? Nein, in keinen gewöhnlichen. In einen, der deine eigenen Charakterzüge nach außen trägt. Diese Spiegel sind schwer zu finden und können in Form von vertrauten Menschen auftauchen. Oder auch in Filmen. DER ELEFANTENMENSCH zerpflückt die Eigenschaften eines jeden von uns und präsentiert ein grausames und doch so schönes Antlitz. Das heißt natürlich nicht, dass wir alle gleich sind, doch schlummern alle hier gezeigten Punkte in jedem der auf dieser Welt Anwesenden.

Vorurteile sind etwas, dass eine ausnahmslose Krankheit darstellt, etwas, dass man nicht einfach so behandeln oder abstellen kann. Doch ist das auch nicht nötig, man muss nur die Courage besitzen, dagegen ankämpfen zu können und hinter die dicken Wände dieser Seuche zu schauen. Ansonsten verläuft das Leben verbittert und mit erheblich wenigeren magischen Momenten. 

Anthony Hopkins (= Adjektive für sein übergroßes Talent bitte hier einfügen) stellt genau die Person dar, die wir sein sollten. Wir treffen jemanden, der nicht dem Weltbild entspricht, der wie etwas aussieht, dass nicht als schön betitelt wird. Doch tut er im eigentlichen Sinne nichts, was dir oder der Welt schaden würde. Warum also die Abstoßung, die man zwangstechnisch durch die Gesellschaft also sowieso hat? Es gibt keinen wirklichen Grund dafür, doch genug dagegen anzugehen. John Merrick, 'das Monster' (= gespielt von John Hurt, schwer berührend) muss auf der anderen Seite der Vorurteile leben. Wobei auch er nicht ohne auskommt, nachdem er von dem Besitzer einer Freakshow misshandelt und erniedrigt wurde, sieht er dieses Bild in allen neuen Menschen, die ihm begegnen. Doch das Aufeinandertreffen zwischen ihm und Hopkins zeigt genau das auf, was geschieht, wenn beide Seiten offen miteinander agieren und einen neuen Weg gehen. Es entsteht Liebe und Verständnis, ein Beseitigen der überflüssigen Hassgedanken.

David Lynch entfernt sich von seinem Surrealismus und zeigt ein herzerwärmendes und von grundauf ehrliches Stück Zelluloid, welches von jedem mindestens 1mal geschaut werden sollte. Genau solche Filme sollten im Schulunterricht gezeigt werden. Filme, die wie wandelnde Gemälde wirken und uns aufzeigen, wie verkommen wir alle doch sind. Und dass wir das nicht so belassen sollten. Wir alle sind Gaffer, Hinter-dem-Rücken-Redner - und doch auch Menschen mit Herz. Jedenfalls die meisten von uns. Denn so sehr wir die eine Seite präsentieren, sind wir auch auf der anderen. Wir sind ebenfalls der Elefantenmensch, das Individuum, welches von Leuten schräg angeschaut werden kann, über den gelästert wird, dem öffentlich aus eigentlich schwachsinnigen Gründen weh getan wird. Und mir kann keiner sagen, dass ihm das gefällt.

Wenn wir uns alle mal für einen Augenblick zusammenreißen könnten, wäre die Welt ein großes Stück weniger scheiße. "Der kürzeste Weg zwischen Menschen ist ein Lächeln." Ein wunderschöner dazu, ein so einfacher. Begegne fremden Menschen mit aufrechten Mundwinkeln. Es wäre ein Anfang.

7.0/10


2 Kommentare:

  1. Sehr schönes Fazit. Kritikpunkte deinerseits sind weiterhin rar, vielleicht tut es eine Zweitsichtung irgendwann einmal. ;)

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    1. Wobei alles ab 7 wirklich gut bei mir ist, und selten große Kritikpunkte hat. Ab da bestimmt das Bauchgefühl über die Punktzahl :)

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