Donnerstag, 5. September 2013

FEUCHTGEBIETE - Aufgepasst, wir sind anders!

(2013) / DE / OT: Feuchtgebiete / Laufzeit: ca. 109 Minuten / FSK: 16 / Komödie, Coming-of-Age
von David Wnendt - mit Carla Juri, Axel Milberg, Christoph Letkowski



Der Skandalfilm der Skandalliteratur also, der erhobene Stinkefinger in Richtung ZWEIOHRKÜCKEN und Co., ein filmischer Blowjob des deutschen Regisseurs David Wnendt für die Medien. So wie Bushido ein zwar umstrittener Musiker, aber ein sehr guter Geschäftsmann ist, der gekonnt weiß wie er die öffentliche Präsenz für sich nutzt (ey, ich bring ein paar Politiker um! könnt mich ruhig beim Wort nehmen!) gelingt es auch der FEUCHTGEBIETE-Verfilmung großartigen Wind zu erzeugen, um dann nicht mehr als lauwarmes Lüftchen zu enden.

Wie das Buch wirkt vermag ich nicht beurteilen zu können, doch hat die Verfilmung von Charlotte Roches Buch absolut keinen Mehrwert für die Welt und überhaupt für irgendetwas. Das Portrait der Helen (gespielt von Carla Juri, die wirkt, als hätte sie durchgehend Til Schweigers Schwanz im Mund) ist absolut nicht selbstreflektierend und/oder bewusstseinserweiternd, vielmehr einfach nur völliger Nonsens bei dem der Grad des Ekels sogar seltener eine Rolle spielt, als man denken könnte. Manche Dinge sind mir als Mann aber vielleicht auch einfach verschlossen geblieben, oder ist es normal benutzte Tampons auszutauschen, liebe Damen? Ich hoffe mal doch nicht, sonst könnte dass zu einer Standardfrage für meine nächsten Dates werden. 

Mag sein, dass damit die mainstreamige Verklemmtheit aufgebrochen wird, doch wenn ein teils so abartiger Mist (ich wische mit meiner Muschi gerne über die Bahnhofstoiletten, weils irgendwie geil ist) zur lässigen Gesellschaft der heutigen Zeit gehört, bin ich doch lieber der Ned Flanders von nebenan. Einzig und allein Christoph Letkowski (= großes Talent, hätte hier mehr zeigen dürfen) als Robin bietet etwas Bodenständigkeit und Hassablenkung, mit seiner sympathischen Art und Weise fließt sogar ein gewisser Charme in dieses sonst gefühlsarme Werk.

Mit KRIEGER gab Wnendt einen vielversprechenden Karrierestart und auch hier bietet er ganz und gar nicht weniger Regiegeschick was die Bildersprache angeht. Für den Inhalt ist ja wie gesagt jemand anderes verantwortlich gewesen. Originell inszeniert er neumodische TRAINSPOTTING-Bilder und hält den Zuschauer immerhin mit einer frischen Aufmachung bei der Stange. Aber selbst solche netten Worte können das Ausmaß dieser schmerzhaften Analfissur nicht aufwiegen und so bleibt man schwankend zwischen (nicht ausarteten) Ekel und purer Langeweile, die dazu noch zum Kopfschütteln animiert.

FEUCHTGEBIETE ist der derzeitige Kino-Hipster und liefert all das, worauf man so schön rumhacken kann. Zudem ist er ja ach so anders und so dufte cool. Und genau wie die Jutebeutel-Besitzer hat auch dieser Cumshot der Sinnlosigkeit absolut nichts, was dieser Welt etwas geben würde. Außer natürlich ein Aufruf zu gemeinsamen HIV-Ansteckungen und Unhygiene. Ja, genauso sollten wir alle leben, wir Spießer!

1.0/10


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