"Für die Unsterblichkeit einiger
müssen viele sterben."
In der Zukunft ist nichts mehr so wie
wir es heute kennen. Geld gibt es nicht mehr, Zeit ist die neue
Währung. Lebenszeit. Stiehlt man sie dir, bist du tot. Schenkt man
sie dir, lebst du für immer. Will Salas kann aus Erfahrung sprechen,
denn sein Leben bestand bis vor kurzer Zeit daraus, sich über den
Tag zu retten und gerade so viel Zeit zu erarbeiten, dass es zum
Überleben reicht. Doch dann schenkt ihm ein Unbekannter 116 Jahre zu
leben. Fortan lebt Salas dafür, den Fehler in diesem fragwürdigen
System zu entdecken. Er fährt in die noblen Zeitzonen, lernt
mächtige Personen kennen und macht sich den Timekeeper zum Feind. Er
lernt seine große Liebe kennen und will Gerechtigkeit. Doch ist
diese in dieser Wirtschaftsordnung überhaupt möglich?
Immer wieder gibt es Filme, die die
Zukunft anders ausmalen. Neue Ideen ins Sci-Fi-Genre einbringen und
das Interesse des Zuschauers so auf ganz natürliche und schöne Art
und Weise wecken. Mit Innovation, etwas neuem, etwas anderem. Wird
diese Idee dann auch noch genauso gut umgesetzt, steht einem dem
Begriff ´Meisterwerk´ nahezu nichts mehr im Weg. Denn gerade das
Beispiel IN TIME zeigt uns wie schwierig es ist, dem Druck der
Erwartungshaltung, dem Druck der guten Idee Stand zu halten. Wenn wir
ehrlich sind hatte IN TIME eine grandiose Idee. Es entstand ein
Trailer, der die Leute scharenweise in den Film lockte und das zu
Recht. Die Voraussetzungen waren brillant. Man hatte mit Justin
Timberlake und Amanda Seyfried ein sympathisches, gutaussehendes,
junges, dynamisches und fähiges Hauptdarstellerpaar, mit Cillian
Murphy einen Dritten im Bunde, der schon in großen Produktionen eine
tragende Rolle gespielt hat und seine Fähigkeiten zweifelsohne unter
Beweis gestellt hatte. Und man hatte diese Idee, diese spannende Idee
Zeit als Währung zu ersetzen und so einen furiosen und spannenden
Kampf ums Überleben zu kreieren.
"Für die Freiheit weniger -
müssen viele sterben"
IN TIME ist, um es vorweg zu nehmen,
ein gut anzuschauender Blockbuster geblieben. Trotz einiger Patzer in
der Umsetzung und Inszenierung, hat der Zuschauer Spaß und schaut
sich den Film auch gerne noch ein zweites Mal an. Also haben die
Macher sicher nicht alles falsch gemacht. Das Hauptdarstellerduo
beweist sich zum Beispiel als ein harmonisches und ausgeglichenes.
Das Schauspiel ist nichts weltbewegendes, aber man schaut den
Protagonisten gerne zu und bangt mit ihnen um ihre Zukunft. Die
Liebesgeschichte die sich entwickelt ist entgegen aller Vermutungen
nicht besonders kitschig oder klischeehaft, was einen dicken Bonus
zur Folge hat. Die Beziehung der Beiden ist zwar ständig im
Hinterkopf, aber wird nicht in den Vordergrund gedrängt. Es geht
rein um die Sache – Gerechtigkeit. Die sachliche Vorgehensweise,
drückt IN TIME allerdings in die schon oft angesprochene Bonnie &
Clyde und Robin Hood – Rolle, die ich jetzt allerdings nicht als
ungemein störend fand, zumal die Symbiose der zwei angesprochenen
Vorbilder ja auch ein neues Gesamtbild ergibt. Insofern bleibt IN
TIME sein eigenes Filmchen, dass die Zuschauer mit einer
ausgeklügelten Idee und einer eigenen Aura überraschen kann.
Gepatzt hat man allerdings vor allem
bei der Charakterzeichnung. Viel herausgekommen ist nämlich nicht,
denn bis auf den ausgeprägten Gerechtigkeitssinn des Will Salas und
die schwach ausgeleuchtete Entwicklung der Sylvia Weiss haben die
Drehbuchautoren nichts in die Waagschale geworfen, was von Bedeutung
wäre. Möglicherweise um die Darsteller nicht zu überfordern, aber
das Faktum bleibt dennoch bestehen. Als weitere Kritikpunkte folgen
das abrupte Ende und der inhaltslose Hauptteil, der von der
Ursprungsidee deutlich abweicht.
Am Ende hat man einen
Sci-Fi-Blockbuster, der seine gute sozialkritische Idee ins Rennen
geschickt hat, die sich übrigens auf keinen Fall gänzlich auf
unsere Gesellschaft übertragen lässt, und merken musste, dass eine
herausragende Idee noch lange keine herausragende Geschichte macht.
In diesem Fall ist es eine passable, was den Film aber dennoch zu
einer Komponente für einen gelungen DvD-Abend macht.
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