(1999) / US / OT: American Beauty / Laufzeit: ca. 122 Minuten / FSK: 16 / Tragikomödie von Sam Mendes - mit Kevin Spacey, Allison Janney |
"You don't get to tell me what to do ever again"
Wer sagt, dass eine Midlife-Crisis immer in einem negativen Blickwinkel zu betrachten ist? Manchmal ist es der ausschlaggebende Punkt dafür, etwas in seinem tristen Leben zu ändern, die Selbstbeweihräucherung links liegen zu lassen und mit erhobenem Blick Richtung Zukunft zu schauen. Während man Kevin Spacey als Lester Burnham (= muss man bei ihm noch große Worte verlieren?) dabei begleitet, wie ihm seine Umgebung immer überflüssiger wird und er beschließt, einfach mal den 'I don't care'-Men zu spielen, merkt man auch für sich selber, dass die Probleme die man scheinbar mit sich schleppt, meistens nur unnötig und eingebildet sind.
Doch was meist vergessen wird, ist das übertragen in die Außenwelt. Leben wir nicht alle etwas scheinheilig, nur um anderen zu gefallen? Um anderen deutlich zu machen, dass wir doch so normal und nett sind? Aber wieso? Meistens tun wir das für Menschen, die uns im innersten einen scheiß interessieren und denen wir nur aus Gründen gefallen wollen, die so dämlich wie der Vorwand eines heilen Lebens sind. Man muss daraus ausbrechen, nicht all zu extrem um gleich wieder nur um Aufmerksamkeit zu buhlen, doch so sehr, dass man sich nicht selber belügt. Denn das wird noch öfters vergessen: Den Menschen zu dem wir in erster Linie ehrlich sein sollten und mit dem wir am meisten klar kommen sollten, sind wir selber.
Sam Mendes inszeniert eine Therapie für den Menschen, die aufzeigt, dass es nicht schlimm ist, Gefühle zu zeigen. In dieser emotionsterilisierten Welt ist es sogar dringend notwendig zu erkennen, dass es alles andere als peinlich ist und man damit viele andere Menschen dazu mobilisieren kann, ebenso zu leben.
Leider wird man stellenweise durch recht uninteressante Nebenstränge immer wieder aus der ganz eigenen Charakterstudie gerissen, was aber nichts daran ändert, dass trotzdem alles in sich stimmig wirkt und vorhanden sein muss. Spacey liefert aber einfach eine so großartige Leistung ab, dass man ihn dann schmerzlich vermisst, wenn er mal nicht den Mittelpunkt für sich beansprucht.
Trotz Hollywoodfilmchen ist AMERICAN BEAUTY eines dieser Werke, welches sich zurückhaltend aufbäumen kann um somit aus der Masse herausstechen zu können und trotz dieser paradoxischen Beschreibung, könnte das alles nicht besser harmonieren. So wie es eine Kunst ist, dies zu inszenieren, ist es auch eine Kunst, so zu leben. Niemand sagt, dass es einfach ist, doch merkt man im nachhinein, dass es niemals anders hätte sein können.
Kurz vor dem Abspann stirbt man dann. "It's hard to stay mad, when there's so much beauty in the world." Es stirbt ein Teil, der sowieso schon von Anfang an überflüssig war, man trauert ihm nicht nach und freut sich darüber, nun diesen Teil gegen ein Stück Lester Burnham getauscht zu haben.
8.0/10
Einer meiner Lieblingsfilme und in meinen Augen wirklich großes Kino. Toll gespielt, toll geschrieben, mit einem fantastischen Score und eindringlicher Thematik.
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