Gezeichnete
und animierte Filme stehen doch vor allem für eins: Unsere Kindheit. Und mit der
verbinden wir Spaß, Süße, Naivität und Kindlichkeit. Damals war fast alles, was
wir sahen, in irgendeiner Weise animiert oder gezeichnet und so ist es auch
heute noch. Sehen wir solche Bilder denken wir es würde etwas Positives und
Leichtes kommen.
Umso
mehr sind wir schockiert, wenn uns diese Bilder mit Blut, Sex und Schmutzigkeit
überrollen. Die Assoziation wird zerstört und wir entdecken, dass wir ziemlich
manipuliert worden sind.
Die
Liste solcher brutaler Filme ist zwar nicht so lang wie die der kindlichen,
weist dafür aber eine bemerkenswerte Qualität auf: Chihiros Reise ins
Zauberland, Walz with Bashir, Perfect Blue, Coraline...
Vor
allem bei japanischen Filmen scheint die Kombination von kindlichen Bildern mit
Brutalität beliebt zu sein, was auch daran liegt, dass es dort Animes sind, die
auch in der Buchform alles andere als immer brav sind.
Doch
was macht diese Kombination so besonders? Warum fasziniert sie mich so? Und vor
allem warum schockt die dortige Gewalt entweder nicht so sehr oder viel mehr
als in normalen Filmen?
Bei
meinen Überlegungen zu diesen drei Fragen fiel mir als allererstes auf, dass es
Filme
gibt, die durch ihre Zeichnungen und Animationen die Gewalt verfremden und welche, die sie durch das Stilmittel erst besonders herausheben.
Der erst vor Kurzem gesehene Perfect Blue gehört zur ersten Kategorie.
Obwohl die hier dargestellte Gewalt im realen Film locker eine Diskussion
entfachen würde, schockierte es mich nur wegen dem Stilbruch und sonst nicht
wirklich. Das Blut wirkte nur wie eine simple Farbe. Die Leichen wie sehr gute
Zeichnungen.
Bei Coraline hingegen ist die Gewalt nicht sichtbar, sondern entspringt
eher der Psyche. Hier wird niemand brutal umgebracht, viel mehr spielt der Film
und die Animationen mit den Ängsten und Wünschen der Zuschauer und lässt durch
den Stil alles sehr viel grausamer erscheinen, weil sozusagen eine süße Welt
bis ins Tiefste erschüttert wird.
Also
könnte man sagen, dass die Aufnahme der Gewalt, also ob sie verfremdet oder
hervorgehoben wird, hänge mit dem Zeichenstil bzw. Animationsstil und dem Thema
zusammen. Diese Feststellung beantwortet mir die Faszinationsfrage direkt zur
Hälfte mit.
Es
ist einfach interessant zu sehen, wie sehr der Stil der Bilder unsere
Erwartungen prägt. Gerade bei diesem Stil, der schon seit der Kindheit mit
bestimmten Dingen verknüpft wird, lässt sich das gut erkennen. Egal, ob wir es
wollen oder nicht, wir denken trotzdem es käme etwas Harmloses und Süßes. Dann
wird uns aber klar, dass mit unseren Erwartungen ganz direkt gebrochen wird.
Dieses positive Brechen mit den Erwartungen, der komplette Konventionsbruch,
erweitert mit jedem gesehen Film dieser Sorte unsere Sichtweise auf den Film,
die Welt und auf uns. Und das ist eigentlich das Positivste, was ein Film hervorbringen
kann. Denn was bringen uns all die Filme, wenn sie nichts in uns verändern? Der
Film ist da genauso gleichberechtigt wie das Buch, das Gemälde, der Tanz oder
andere Kunstformen: Er verändert. Und Veränderung ist immer positiv meiner
Meinung nach.
Im Fazit gesagt, ist es interessant zu sehen, was man selber von den
Filmen erwartet, wie diese Erwartung gebrochen wird und vor allem wie man
darauf reagiert. So lernt man nicht nur was über die manipulierenden
Eigenschaften der Bilder, sondern auch über sich selbst.
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