Realverfilmungen
von Märchen sprießen ja in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Herbstboden und
ich fand die Idee eigentlich immer vielversprechend, obwohl ich mich nie dazu
aufraffen konnte, für so eine Märchenverfilmung ins Kino zu gehen. Zum Glück, möchte
ich fast sagen, denn diese Woche sah ich La belle et la bête, eine
Realverfilmung von dem Märchen Die Schöne und das Biest aus dem
Jahre 1946, und obwohl der Film gar nicht mal so schlecht war, machte er mir
klar, dass Märchen für mich ohne den Nostalgie - und Zeichentrickbonus nicht
funktionieren. Zwar machte der Regisseur von Anfang an klar, dass wir uns wie
Kinder fühlen sollen und deshalb glauben sollten, was wir sehen, aber trotz
dieser freundlichen Einführung gelang es mir nicht, mich in das übliche
Märchengefühl zu versetzen, das ich empfinde, wenn ich zum Beispiel die
Zeichentrickfassung von Die Schöne und das Biest sehe.
Wenn
es nicht an der Geschichte oder an dem unvorbereiteten Aufeinandertreffen
liegt, woran dann? Ist es wirklich nur die Nostalgie, die uns Märchenfilme
schmackhaft macht?
Ich
dachte nach und versuchte das so zu sehen: Auch wenn ich am Anfang die verheißungsvollen
Worte Es war einmal... sah, sah ich gegen mein Erwarten keine
gezeichneten, fiktiven Figuren, sondern reale Menschen, die ganz und gar
unrealistische Dinge taten. Märchen sind unrealistisch und das ist doch ihr
Reiz, sagt man da. Und ich unterschreibe das auch voll und ganz. Aber trotzdem
schaltet mein Gehirn, wenn es reale Menschen sieht, direkt auch auf die
Realität um und wird abgeschreckt von aufgeblasenen, wohlbekannten und deshalb
auch hölzern klingenden Dialogen, augenbrauenhochziehenden Kostüme und
aufgesetzter Fröhlichkeit, die mir mehr und mehr zuwider würde. Ich bin fast
über mich selbst erstaunt, denn all diese Dinge kommen auch in anderen Filmen,
es müssen noch nicht mal Märchen sein, und vor allem Theaterstücken vor und bei
beiden Arten begeistert es mich mehr oder weniger. Vielleicht lag es wirklich
daran, dass ich die Geschichte schon auswendig kannte und mit ihr bestimmte
Erwartungen und Erinnerungen verband. Wenn ich an Die Schöne und das
Biest denke, denke ich an bunte, riesige Säle, singende Möbel, Frauen und
Tieren, ich denke an romantischen Kitsch und dieses sentimentale Gefühl, das
einen in die Vergangenheit zurück fliegen und dauergrinsen lässt. Niemals würde
ich es mit einem schwarz-weißen, in der Handlung gerafften Film mit irgendwie
nervtötenden und unlogisch handelnden Menschen verbinden. So konnte ich doch
eigentlich nur enttäuscht werden.
Diesen
Verdacht unterstrich dazu die aufkommende Erinnerung an eine Realverfilmung von Schneewittchen, die ziemlich düster und grausam für mich - ich war
glaube ich acht oder neun Jahre alt - war. Doch irgendwie hatte mir diese Art
Verfilmung sogar besser gefallen als die Disneyversion und ich denke, wenn ich
den Film heute noch mal schauen würde, würde ich ihn ebenso toll finden, einfach
weil ich etwas mit ihm verbinde.
Sind Märchen nur mit einem riesigen Schuss Nostalgie ertragbar?
Ich
denke schon und werde es wahrscheinlich immer mehr rausfinden, wenn ich in den
nächsten Jahr zufällig oder gewollt auf die neueren Realverfilmungen treffen
werde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen