Der junge Pi ist ein außergewöhnlicher
Junge, schon bevor seine Biografie sein Leben verändern wird. Er ist
in der Lage die Zahl Pi bis auf zig Nachkommastellen zu untersuchen,
er ist aufgeweckt und interessiert sich für Religion. Als sein Vater
mit dem Zoo der Familie von Indien nach Kanada umsiedeln möchte,
geraten sie mit dem Frachter in einen Sturm. Das Schiff geht unter
und mit ihr die Familie Patel. Bis auf Pi, er überlebt. Zusammen mit
einem Orang-Utan, einem Zebra, einer Hyäne und einem Tiger rettet er
sich in ein Rettungsboot und treibt auf der hohen See umher. Als sich
der Sozialdarwinismus auf dem Boot breit macht, bleiben nur noch der
Tiger und Pi am Leben. Fortan ist der Kampf ums Überleben, ein noch
außergewöhnlicherer als er so schon ist. Mit absoluter Vorsicht
wagt sich Pi an die Routine eines ums Überleben Kämpfenden Teenager
heran und merkt schon bald, dass sein Feind, der Tiger Richard
Parker, gleichzeitig sein einziger Freund und Grund ist, der ihn am
Leben hält. Eine sagenhafte Beziehung nimmt ihren Lauf...
Die Frage ob ein Mensch gläubig ist,
an was er glaubt, und warum er jenes Glaubens ansässig ist, ist wohl
eine der schwersten Fragen überhaupt. Noch schwieriger ist der Weg
dorthin. LIFE OF PI beschäftigt sich neben der eigentlichen Handlung
intensiv mit diesem Thema und kreiert somit einen unheimlich
spannenden Hintergrund, dem der Zuschauer nach einiger Zeit deutlich
verfallen ist.
Bevor die Geschichte den Zuschauer
jedoch so richtig für sich einnehmen zu weiß, muss dieser durch
eine langwierige Vorgeschichte hindurch, die so gar nicht den Zitaten
der Werbung gerecht wird. 3D-Triumph titelten einige Kritiker und die
Frage nach dem Film den sie gesehen haben wollen bleibt für mich
zumindest unbeantwortet. Ohne zu übertreiben lässt sich behaupten,
dass gut ein Viertel des Filmes zweidimensional verfilmt worden ist,
was den Zuschauer etwas verschaukelt zurücklässt. Erst als die
Kernhandlung LIFE OF PI´s beginnt, beginnt auch die ´Faszination
Ang Lee´. Ein Junge, allein auf offener See, mit einem Tiger an
Bord, den Drang zum Überleben im Gepäck und die Magie der scheinbar
unendlichen Weiten des Ozeans. Ein Equipment, das Ang Lee von der
Literaturvorlage mit auf den Weg bekommt, dass ein wahres Meisterwerk
zulassen könnte. Ang Lcht einiges daraus, vielleicht kein
Meisterwerk, vielleicht keinen legendären Streifen, aber einen
ergreifenden, einen gefühlvollen Film, der aus der Masse
heraussticht. Ang Lee macht aus dem als ´unverfilmbar´ geltenden
Literaturstück SCHIFFBRUCH MIT TIGER ein Drama, dass den Zuschauer
aufwühlt, ihn zum Nachdenken anregt und einfach nicht loslässt.
Angeführt vom überragenden
Jungschauspieler Suraj Sharma, bahnt sich das Ozeanspektakel seinen
Weg durch die unendliche Anzahl der Wellen direkt in das Herz des
Zuschauers. Grandiose Momente, die unvergessen bleiben machen den
Film zu etwas ´Besonderem´. Noch nie hat dieser Begriff wohl so gut
gepasst wie zu LIFE OF PI und für den Großteil der Zuschauer dürfte
er noch einiges mehr sein, als nur etwas Besonderes.
Die Beziehung zwischen dem Tiger –
Richard Parker und Pi ist eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Traumhaft präsentiert uns Ang Lee wie die Zeit zwei Individuen
verändern kann, die Beziehung beeinflussen kann, diese in eine
komplett andere Richtung drängen kann. Der Zuschauer kann viele
Parallelen zu seinem eigenen Leben ziehen. Die Gefahr hat auf einmal
etwas Wunderschönes an sich, etwas Herzzerreißendes. Das Ende kann
gefühlvoller nicht sein, die Geschichte kann bittersüßer nicht
enden. Ang Lee hat einiges richtig gemacht, vielleicht alles,
vielleicht ging es nicht besser, vielleicht ist LIFE OF PI ein Film,
den man gar nicht genug schätzen kann.
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