Mittwoch, 9. Oktober 2013

Life of Pi - Bilder, Drama, Emotionen


Der junge Pi ist ein außergewöhnlicher Junge, schon bevor seine Biografie sein Leben verändern wird. Er ist in der Lage die Zahl Pi bis auf zig Nachkommastellen zu untersuchen, er ist aufgeweckt und interessiert sich für Religion. Als sein Vater mit dem Zoo der Familie von Indien nach Kanada umsiedeln möchte, geraten sie mit dem Frachter in einen Sturm. Das Schiff geht unter und mit ihr die Familie Patel. Bis auf Pi, er überlebt. Zusammen mit einem Orang-Utan, einem Zebra, einer Hyäne und einem Tiger rettet er sich in ein Rettungsboot und treibt auf der hohen See umher. Als sich der Sozialdarwinismus auf dem Boot breit macht, bleiben nur noch der Tiger und Pi am Leben. Fortan ist der Kampf ums Überleben, ein noch außergewöhnlicherer als er so schon ist. Mit absoluter Vorsicht wagt sich Pi an die Routine eines ums Überleben Kämpfenden Teenager heran und merkt schon bald, dass sein Feind, der Tiger Richard Parker, gleichzeitig sein einziger Freund und Grund ist, der ihn am Leben hält. Eine sagenhafte Beziehung nimmt ihren Lauf...

Die Frage ob ein Mensch gläubig ist, an was er glaubt, und warum er jenes Glaubens ansässig ist, ist wohl eine der schwersten Fragen überhaupt. Noch schwieriger ist der Weg dorthin. LIFE OF PI beschäftigt sich neben der eigentlichen Handlung intensiv mit diesem Thema und kreiert somit einen unheimlich spannenden Hintergrund, dem der Zuschauer nach einiger Zeit deutlich verfallen ist.


Bevor die Geschichte den Zuschauer jedoch so richtig für sich einnehmen zu weiß, muss dieser durch eine langwierige Vorgeschichte hindurch, die so gar nicht den Zitaten der Werbung gerecht wird. 3D-Triumph titelten einige Kritiker und die Frage nach dem Film den sie gesehen haben wollen bleibt für mich zumindest unbeantwortet. Ohne zu übertreiben lässt sich behaupten, dass gut ein Viertel des Filmes zweidimensional verfilmt worden ist, was den Zuschauer etwas verschaukelt zurücklässt. Erst als die Kernhandlung LIFE OF PI´s beginnt, beginnt auch die ´Faszination Ang Lee´. Ein Junge, allein auf offener See, mit einem Tiger an Bord, den Drang zum Überleben im Gepäck und die Magie der scheinbar unendlichen Weiten des Ozeans. Ein Equipment, das Ang Lee von der Literaturvorlage mit auf den Weg bekommt, dass ein wahres Meisterwerk zulassen könnte. Ang Lcht einiges daraus, vielleicht kein Meisterwerk, vielleicht keinen legendären Streifen, aber einen ergreifenden, einen gefühlvollen Film, der aus der Masse heraussticht. Ang Lee macht aus dem als ´unverfilmbar´ geltenden Literaturstück SCHIFFBRUCH MIT TIGER ein Drama, dass den Zuschauer aufwühlt, ihn zum Nachdenken anregt und einfach nicht loslässt.

Angeführt vom überragenden Jungschauspieler Suraj Sharma, bahnt sich das Ozeanspektakel seinen Weg durch die unendliche Anzahl der Wellen direkt in das Herz des Zuschauers. Grandiose Momente, die unvergessen bleiben machen den Film zu etwas ´Besonderem´. Noch nie hat dieser Begriff wohl so gut gepasst wie zu LIFE OF PI und für den Großteil der Zuschauer dürfte er noch einiges mehr sein, als nur etwas Besonderes.

Die Beziehung zwischen dem Tiger – Richard Parker und Pi ist eine Geschichte, die unter die Haut geht. Traumhaft präsentiert uns Ang Lee wie die Zeit zwei Individuen verändern kann, die Beziehung beeinflussen kann, diese in eine komplett andere Richtung drängen kann. Der Zuschauer kann viele Parallelen zu seinem eigenen Leben ziehen. Die Gefahr hat auf einmal etwas Wunderschönes an sich, etwas Herzzerreißendes. Das Ende kann gefühlvoller nicht sein, die Geschichte kann bittersüßer nicht enden. Ang Lee hat einiges richtig gemacht, vielleicht alles, vielleicht ging es nicht besser, vielleicht ist LIFE OF PI ein Film, den man gar nicht genug schätzen kann.  


Bewertung: 08/10


Genre: Drama
Originaltitel: Life of Pi 
Regisseur: Ang Lee
Darsteller: Suraj Sharma, Irrfan Khan, Tabu, Rafe Spall, Gérard Depardieu
Erscheinungsjahr: 2012
Produktionsland:  US
Laufzeit: 127 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen