Dienstag, 5. November 2013

The Help - Überbewertet ja, Oscar nein


You is kind. You is smart. You is important.“

Als Tate Taylor 2011 das Drama THE HELP abdrehte konnte man sofort erahnen wo genau die Reise hingehen wird. Da ist der Rahmen den die amerikanische Bürgerrechtsbewgung in den 60ern gibt, da haben wir talentierte Schauspielerinnen, einen äußerst moralischen Handlungsstrang und klischeehafte Charaktere, die den Streifen irgendwie über die Ziellinie befördern wollen. Da dieses Unterfangen dank der enormen Laufzeit des Filmes einem waschechten Marathon ähnelt, entpuppt sich diese Mission als eine äußerst schwierige. Taylor schafft es leider nicht den durchaus bewegenden Stoff auch als solchen zu bebildern. Somit ärgert sich der Zuschauer über einen grenzenlos überbewerteten Streifen in allen Belangen, der zwar kein Totalausfall ist aber weit an dem publizierten Haupttenor vorbeischrammt.

Wir schreiben die Anfangszeit der 60er-Jahre. In den Südstaaten-Siedlungen der High Society ist es Gang und Gebe farbige Kindermädchen einzustellen, die völlig unterbezahlt die gesamte Hausarbeit und Erziehung übernehmen. Auch Aibileen ist eine dieser Haushaltshilfen und arbeitet schon seit langer Zeit in diesem Milieu. Als die junge ´Skeeter´, welche selbst aus der gehobenen Gesellschaft stammt, ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn unterliegt, kommt sie auf die waghalsige Idee ein Buch über die Umstände in den prunkvollen Palästen des Ortes Jackson, Mississipi zu veröffentlichen. Gemeinsam mit den mutigen Putzdamen Aibileen und Minny stellt sie ein Werk auf die Beine welches die abgehobenen Schnösel, des Villenviertels aus ihrer verschrobenen Realität reißt.

Wie oft das Thema Rassismus in Filmen schon durchgekaut wurde kann wohl keiner genau sagen. Jedenfalls schon sehr oft. Zu oft kann man nicht einmal sagen, es ist ja eben eine der Künste des Filmes Themen auf verschiedenste Weisen zu inszenieren und zu verarbeiten. Denken wir einmal an ´American History X´. Hier wurde Rassismus und Antisemitismus auf eine Art und Weise dargestellt die das Publikum fassungslos zurückgelassen hat. Diese Meisterwerke sorgen für frischen Wind in den verschiedenen Motiven, diese Filme werden zu Recht wertgeschätzt und hoch gelobt.
Sehen wir uns dagegen THE HELP an, finden wir genau das Gegenteil. Hier haben wir ganz wenig erfrischendes, ganz wenig aufhorchen, ganz wenig Atem stocken. Sicherlich gibt es einige gute Eigenschaften die den Film ein wenig ausmachen. Da wären zum einen Viola Davis und Octavia Spencer, die sicherlich ordentlich bis gut schauspielern allerdings keineswegs so gut das hier der Oscar vergeben werden muss. Da haben wir die mit Abstand stärkste Leistung des Filmes, welche Jessica Chastain vollbracht hat. Mit herrlichem Overacting und ihrem wuchtigen Auftreten kann sie mit ganz wenig Screentime ganz viele Sympathien gewinnen. Damit hat es sich letztlich auch. Emma Stone zeigt, dass sie als gutaussehende junge Frau in auf Hochglanz polierten Rom-Com´s deutlich besser aufgehoben ist als in der tragenden Rolle eines Dramas. Die meiste Zeit wirkt sie ängstlich und überfordert, überhaupt nicht in der Lage eine wichtige Hauptrolle zu Genüge auszufüllen. Parallel dazu sieht man dümmliche Hausfrauen überreagieren, was zum einen natürlich so sein muss um den Konflikt welchen der Film behandelt zu verdeutlichen, zum anderen jedoch in Kombination mit der wirklich langen Laufzeit den finalen Genickbruch bedeutet.



You my real mama, Aibi.“


THE HELP scheitert in aller erste Linie an seinem ständigen Wechsel der Genres. Auf der einen Seite will der Film so dramatisch wie möglich wirken, auf der anderen Seite mit lockeren Sprüchen und Handlungen die Umstände ein wenig auflockern. Im Falle dieses Dramas hat dieser Spagat überhaupt nicht funktioniert. Die Charaktere sind dem Publikum mit der Zeit egal, da die Gemeinheiten denen sie ausgesetzt sind überhaupt nicht kraftvoll genug in Szene gesetzt werden. Der Funke springt überhaupt nicht über, Gänsehaut ist ein Fremdwort.

Die Öffentlichkeit wird zudem nahezu aus dem Spiel gelassen. Der gesamte Konflikt wird in diesen einen speziellen Viertel ausgetragen. Die Hausmädchen aber erwecken nicht diesen elementaren Eindruck, dass der Zuschauer mit ihnen leiden muss. Kleine Lappalien werden sinnbildlich in den Fokus gerückt um dem Publikum zu verdeutlichen was sich die Betroffenen alles anhören müssen. Diese eben genannten Lappalien jedoch reichen nicht aus um das Gewissen soweit ins Schleudern zu bringen wie das letztlich nötig gewesen wäre.

So bleibt THE HELP ein verkorkster Oscar-Preisträger, der sich zwar durch den ordentlichen Cast irgendwie noch retten kann, aber zu keinem Zeitpunkt eine authentische und ergreifende Atmosphäre erzeugen kann. Ohne dieses Element ist ein Drama so nutzlos wie ein Haus ohne Dach. Genau so nutzlos ist THE HELP.



God says we need to love our enemies. It hard to do. But it can start by telling the truth.“ 


Bewertung: 04/10


Genre: Drama
Originaltitel: The Help 
Regisseur: Tate Taylor
Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Octavia Spencer, Jessica Chastain, Brian Kerwin
Erscheinungsjahr: 2011
Produktionsland: USA
Laufzeit: 146 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 0

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