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In den letzten Jahren
ist es scheinbar ein Trend geworden, Homosexuelle in Filmen und Serien
einzubauen. Das ist an sich nichts, worüber man weiter nachdenken muss, nur
leider habe ich das Gefühl, dass sie meistens zu klischeehaft und als
"andere" Menschen dargestellt werden. Filme wie Brokeback Mountain
oder der aktuell angelaufene La Vie d'Adèle zeigen aber, dass wir
alle nur Menschen sind, egal wen wir lieben oder nicht. Gerade La Vie
d'Adèle zeigt eigentlich nur ein Liebespaar mit seinen Höhen und Tiefen.
Natürlich ist es trotzdem nicht eine 08/15-Romanze, wie man sie zu oft im Kino
antrifft, sondern ein starker Film, der auch als angehendes Meisterwerk
bezeichnet werden könnte. Der größte Teil der Menschen vor allem der Frauen mag
Romanzen. An diesem Punkt möchte ich einen kleinen Dialog einbringen, den ich
am Tag nach meinen Kinobesuch hatte.
Person: "Was
warst du denn gestern schauen?"
Ich: "Blau ist
eine Farbe"
Person: "Was ist
das für ein Film?"
Ich: "Mh, so
eine Romanze."
Person: "Worum
geht es?"
Ich: "Da sind
halt zwei Frauen, die sich verlieben und..."
Person: "Was zwei
Frauen? War das so ein Lesbenfilm? Warum gehst du sowas schauen?"
Nicht nur, dass mich
dieses Gespräch an eine Szene im Film selber erinnerte, in der Adèle von ihren
nervigen, intoleranten Freundinnen vorgeworfen wird, sie wäre eine Lesbe, nur weil
sie mit einem Freund in einem Gay-Club war, ich fragte mich auch, warum die
meisten trotz der ganzen Aufklärung und scheinbaren Toleranz immer noch so
intolerant sind.
Viele Mädchen wollen
unbedingt einen schwulen Freund haben, weil das "faszinierend" und
"cool" ist, die Menschen meiner Generation werden es nicht müde
andauernd zu betonen, wie tolerant sie doch sind. Warum darf man dann keinen
Film schauen, in dem nicht die übliche Konstellation Mann+Frau behandelt wird?
Zum Vergleich: Die gleichen Reaktionen erfolgen auch bei Brokeback
Mountain.
Was bringen Filme,
die zeigen, dass es eigentlich keinen Sinn macht, Orientierungsunterschiede zu
machen, weil es sinnlos ist, wenn die Menschen, die noch am meisten daraus
lernen könnten, sie niemals schauen würden? La Vie d'Adèle ist
wegen der etwas pornografischen Szenen eh schon nicht für jede Altersstufe
geeignet und über die Sinnigkeit dieser wirklich langen Sexszene könnte man ebenfalls
diskutieren. Aber was kann man tun, damit nicht mehr nur das Bild der Tunten
und Mannsweiber die normalen Kinogänger erreicht, sondern auch das Bild des
ganz normalen Menschens? Sollte man die Filme verharmlosen oder die
Liebesbeziehung zur Nebenhandlung degradieren, damit die Inhaltsangabe nicht
mehr abschreckt?
Ich komme zu keiner
wirklichen Lösung, nur zu dem Schluss, dass die Menschen noch längst nicht so
tolerant sind wie sie denken es zu sein. Man kann nur hoffen, dass weitere
Regisseure sich trauen solche Themen zu verarbeiten und diese auch eventuell (und
ich kann kaum glauben, dass ich das sage) massenkompatibler verpacken.
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