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Vicky und Christina sind sich so
ähnlich und im Prinzip doch komplett verschieden. Während Vicky
darauf aus ist sesshaft zu werden und einer gesicherten Zukunft
entgegen zu Blicken, ist Christina auf der Suche nach Abenteuer,
Leidenschaft und Liebe. Als die Beiden den Sommer in Barcelona
verbringen lernen sie den Maler Juan Antonio kennen. Der sehr
offensiv agierende Künstler findet vor allem bei Christina großen
Anklang. Er lädt sie auf ein Wochenende in Oviedo ein und da
Christina Feuer und Flamme ist, willigt Vicky widerwillig ein. Als
Christina sich auf Juan Antonio einlassen möchte, muss sie wegen
eines Magengeschwürs abbrechen und liegt den Rest des Wochenendes in
ihrem Bett um sich auszukurieren. In dieser Zeit kommen sich Vicky
und der verführerische Spanier immer näher und schlafen
letztendlich miteinander. In der Zeit nach Oviedo treffen sich
Christina und Juan Antonio erneut. Und dann ist da auch noch Juans
Ex-Frau Maria Elena. Eine seltsam verzwickte Vierecksbeziehung
entsteht...
Mit VICKY CHRISTINA BARCELONA ist Woody
Allen ein weiterer Geniestreich in vielerlei Hinsicht geglückt. Gut
gecastet, brillante Kameraarbeit, sehenswerte Schausplätze und
Settings. Regisseur Allen schafft hier wieder ein unverwechselbares
Stadtpanorama. Da werden Weingute besichtigt, Wein gekostet.
Restaurants getestet, die Katalonische Küche studiert. Allen geht
hier auf kulinarische Leckerbissen, auf Kultur ein, auf
Sehenswürdigkeiten, auf eben genau das was den Zuschauer so
interessiert. In diesem Projekt wird endlich wieder die Stadt in
einen größeren Fokus gerückt, die Umgebung, die Atmosphäre, der
Einfluss. Im Gegensatz zu TO ROME WITH LOVE kann Allen mit diesem
Werk auch die Erwartungen in dieser Hinsicht erfüllen.
VICKY CHRISTINA BARCELONA begeht mit
uns einen Spaziergang durch eine wunderschöne und faszinierende
Gegend. Gefüttert wird dieser Spaziergang nicht nur mit tollen
Schauspielleistungen, sondern auch mit einem unvorhersehbaren
Storykonstrukt, das auf Schnörkeleien verzichtet und darauf bedacht
ist seine Geschichte gefühlvoll und spannend zu erzählen. Immer
wieder tauchen in dieser wirren Beziehungskiste Entwicklungen und
Handlungen auf, die den Zuschauer zwar keineswegs schockieren, aber
auf positive Art und Weise aufhorchen lassen.
Vier Personen auf der Suche nach Liebe,
Leidenschaft und dem richtigen Weg dorthin. Während vermutlich alle
den richtigen Weg gegangen sind, merkt man doch das irgendwas fehlt
um Sicherheit zu schaffen, um seinen Traum wirklich zu leben.
Das ganz große Genie Allen´s zeigt
sich jedoch in der Tatsache, dass VICKY CHRISTINA BARCELONA nichts
weiter als ein Konkurrenzkampf der Kunstformen ist. Allen zelebriert
die Fotografie, die Malerei, die Poesie, die Musik. All diese
kulturellen Feinheiten, all die Freigeister werden in ein
gottgleiches Licht gerückt. Der Zuschauer wird begeistert, wird
inspiriert, verliebt sich in das Erzählte, in das Gezeigte. Allen
macht all diese Künste zu etwas Besonderen, zu etwas
unbeschreiblichen. Der Film lebt von der Liebe Allen´s zur Kunst.
Doch all diese lobenswerten Aktivitäten kommen nicht an den Film
selbst heran. Allen stapelt tief, stellt den Film an sich nicht in
den Vordergrund. Im Gegenteil, das Publikum vergisst hier den Film
und vertieft sich in eben schon angesprochene andere Fertigkeiten.
Dem Zuschauer wird erst gegen Ende des Werkes wirklich klar was hier
erschaffen wurde. Eine Liebeserklärung zur Kunst, aber vor allem
eine Liebeserklärung an den Film.
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Getragen wird das ganze Spektakel vor
allem von Javier Bardem, Scarlett Johansson und bedingt auch durch
Penélope Cruz. Bardem und Johansson verkörpern die Sinnlichkeit,
die Verführung, die Liebe. Nicht nur zueinander sondern ebenso zur
Perfektion. Während Penélope Cruz dieses Gang mitgeht, jedoch durch
ihre hysterische Art und Weise häufig die Perfektion bröckeln
lässt, kann die zurückhaltende Rebecca Hall nicht wirklich
überzeugen, was mit Sicherheit auch ihrem Charakter geschuldet ist,
dennoch nicht davon ablenken kann, dass sie dieser zurückhaltenden
Charaktereigenschaft nichts Authentisches eingehaucht hat. Bardem als
verführerischer, spanische Maler ist ganz groß. Die großartige
Figur des Juan Antonio, der trotz seines selbstbewussten und
dominanten Auftretens, immer wieder selbst an seine Grenzen stößt,
verkörpert er würdig.
Letztlich ist VICKY CHRISTINA BARCELONA
ein verstecktes Meisterwerk Allens, der den Zuschauer auf eine Weise
manipuliert wie sie selten zu sehen ist. Mit verliebten Aufnahmen der
spanischen Sommergefühle und dem Blick für die richtigen Ecken
Barcelonas, kann Allen hier ein Stadtportrait schaffen, das im
Hintergrund der mitreißenden Liebesgeschichte seine volle Wirkung
entfalten kann. Pure Genialität.
Bewertung: 08/10
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Genre: Drama, Komödie
Originaltitel: Vicky Christina Barcelona
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Scarlett Johansson, Rebecca Hall, Javier Bardem, Penélope Cruz
Erscheinungsjahr: 2008
Produktionsland: Spanien, USA
Laufzeit: 96 Minuten
Originalsprache: Englisch, Spanisch
Altersfreigabe: FSK 6
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