Freitag, 9. Mai 2014

Manhattan - Woody Allen - Retrospektive #7

© Twentieth Century Fox

Chapter One. He adored New York City. He idolized it all out of proportion. Eh uh, no, make that he, he romanticized it all out of proportion. Better. To him, no matter what the season was, this was still a town that existed in black and white and pulsated to the great tunes of George Gershwin. Uh, no, let me start this over.“


Isaac Davis hat wahrlich eine verkorkste Phase zu überstehen. Seine Ex-Frau verlässt ihn für eine andere Frau und obendrauf ist sie der festen Überzeugung ein Buch über ihre verpfuschte Ehe zu veröffentlichen. Seine momentane Liebelei führt er mit einer 17-jährigen und seinen Job schmeißt Isaac auch über Bord. Sein bester Freund Yale führt eine heimliche Affäre mit Mary und scheinbar scheint nichts auf dieser Welt für Isaac Bestand zu haben. Doch als er und ausgerechnet Mary sich annähern entdeckt der quirlige New Yorker endlich wieder einen Lichtblick am Horizont.

New York, die Stadt die niemals schläft. Täglich laufen einem unbekannte Gesichter über den Weg, massenweise. Vielleicht hat man sie schon einmal gesehen, viel wahrscheinlicher ist jedoch das dem nicht so ist. Ob die abgedroschene Phrase ´verloren gehen im Großstadtdschungel wahrlich so abgedroschen ist kann man zumindest bezweifeln. Fakt jedoch ist das sich ein Mensch zumindest was Beziehungen betrifft doch nie wirklich sicher sein kann. Vielleicht läuft irgendwo da draußen ein Mensch herum zu dem man eine noch engere Freundschaft aufbauen kann, vielleicht gibt es irgendwo da draußen ein Mädchen deren Seelenverwandtschaft noch unbestrittener ist. Hin- und hergerissen von diesen Bedanken ist auch unser Protagonist in MANHATTAN, stellt dieser Streifen doch das Schnelllebige Wesen der Welt zur Schau. Zwar auf ruhige und beschauliche Weise, dennoch lässt sich das wahre Gesicht hinter des Gesamten Produkts leicht entdecken.

Gerade für Jugendliche und Heranwachsende ist es immer wieder interessant zu sehen wie sich gestandene Personen in der Gesellschaft zurechtfinden. Bis auf Job, Niederlassung, sprich Existenz, sicherlich ein unheimlich wichtiger Teil des Lebens, haben sie aber dennoch mit denselben Problemen zu kämpfen. Eine universelle Antwort für das erfolgreiche Bestehen im Alltag, für den Umgang mit Frauen, für das generell richtige Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es nicht und je älter eine Person wird, ängstigt sie wohl genau diese Erkenntnis. All die Lebenserfahrung und in manchen Belangen immer noch kein Stück weiter. MANHATTAN schafft es mit der Figur der Tracy eben diese Erkenntnis perfekt in Szene zu setzen. Gespielt von Mariel Hemingway ist sie die 25 Jahre jüngere Partnerin Isaacs. Sie ist 17. Unscheinbar an den Rand gedrängt, wird sie von den zwanghaften Intellektuellen New Yorks, ja sogar von ihrem Partner selbst, nicht ernst genommen. Sie wird belächelt, für ihre kindischen Wünsche und Träume auf den Kopf getätschelt. Eine reine Trotzreaktion, ein reiner Schutzreflex. Tatsächlich agiert sie mindestens auf Augenhöhe, öffnet in vielen Fällen ihrem Gegenüber sogar die Augen. Sie verkörpert die Tatsache, dass sich viele Probleme auch mit dem Alter nicht ändern. Das Erfahrung in neuen Situation nur bedingt hilft.

Vor der pulsierenden Kulisse New Yorks präsentiert uns Woody Allen in schwarzweißen Bildern den täglichen Kampf verschiedener Individuen mit ihrem Leben. Mit gewohnter Stilsicherheit und in typischer Manier zeigt er dem Zuschauer ein Stadtpanorama auf, das Lichtblicke und Schattenseiten zugleich zulässt. Am einen Tag ist die Welt grauschwarz, am anderen rosarot. Jeder kennt es, jeder liebt es, jeder verflucht es. In diesem Kontext kommt die Schwarzweiß-Verfilmung sehr zur Geltung und unterstreicht diesen Umstand. Jeder ist sich selbst der nächste und der der es nicht ist wird bestraft. Ein Spiegelbild der Gesellschaft um das Jahr 1979, welches heute wie damals absolut zutreffend ist. Auch hier lässt sich wieder erkennen das Probleme dieselben bleiben. Egal ob Jung und alt, egal ob 1979 oder 21. Jahrhundert.

© Twentieth Century Fox

Mit ruhiger Kameraführung und einem ebenso ruhigen Score, veranschaulicht Allen das lebendige Dasein einer Stadt. Die Kinder besuchen die Schule, die Erwachsenen unterhalten sich über Kunst , die Verliebten begehen Ehebruch oder halten an der romantischen Idee fest. Jeder geht seinen Weg, doch alle zusammen oder durcheinander.
Woody Allen als Schauspieler ist wie immer. Anhänger werden es lieben, der Rest folgt dem jugendlichen Grundsatz ´Haters gonna hate´. Schauspielere Glanzleistung bleibt aber unbestritten die der blutjungen Mariel Hemingway. Die Enkelin des berühmten Ernest Hemingway verdient sich mit dieser Arbeit absolut zu Recht die Oscar-Nominierung für die beste Nebendarstellerin. Mit wenig Screentime, wie schon erwähnt an den Rand gedrängt, bietet sie hier ihren deutlichen älteren Kollegen Paroli und überflügelt diese obendrauf nahezu in jeder Sekunde in der sie zu sehen ist. Ganz großes Kino liefert sie in ihrer wahrscheinlich besten Phase ihrer Schauspielkarriere ab. Eine weitere Parallele zu Woody Allen.

MANHATTAN ist Allens Handschrift in Perfektion. Er ist ein Alleskönner und manifestiert mit diesem Projekt sein Denkmal in der Filmlandschaft. Ein Kunstliebhaber, der aus der Filmgeschichte nicht wegzudenken ist und mit dieser Abhandlung über das tägliche Leben einen weiteren Bedeutenden Film in seiner Filmographie erschaffen hat.
MANHATTAN ist ein visualisierter Traum und Alptraum. Doch auch wenn es der Mensch oft nicht wahrhaben will. Das Leben geht immer weiter, solange die Augen sich nicht schließen, gibt es oftmals zum Glück kein entrinnen. Das ist gut so, und eben genau das vermittelt auch MANHATTAN. Chapeau, Woody Allen!



You have to have a little faith in people.“


Bewertung: 08/10



© Twentieth Century Fox

Genre: Komödie, Drama

Originaltitel: Manhattan
Regisseur: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Diane Keaton, Michael Murphy, Mariel Hemingway
Erscheinungsjahr: 1979
Produktionsland:  USA
Laufzeit: 96 Minuten 
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 12

2 Kommentare:

  1. OT: Ich wollte euch hier mal Bescheid geben - wir werfen euch ein "Blogstöckchen" an den Kopf. (http://planetofpictures.blogspot.de/2014/05/5-bucher-fur-2014.html)

    Wenn ihr mitmacht, würde uns das freuen. :)

    Gruß, Charlie (im Auftrag von Planet of Pictures)

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  2. Na da bedanke ich mich doch im Namen von City of Cinema recht herzlich. Wird die Tage auf jeden Fall erledigt. Mal schauen wer von den anderen beiden Chaoten noch Lust hat :)

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