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„Wenn du alle meine
Dämonen tötest, sterben vielleicht auch meine Engel.“
Roy und Jessie stehen
einem großen Abenteuer gegenüber. Sie werden mit der
transsibirischen Eisenbahn den Weg von Peking bis Moskau bestreiten.
Für den Eisenbahnliebhaber Roy ein wahrer Traum der in Erfüllung
geht, für Jessie bleibt zunächst noch die Skepsis. Als sie auf der
Fahrt die jungen und sympathischen Abby und Carlos kennenlernen,
scheint die Fahrt mit der imposanten Bahn doch noch zu einem
unvergesslichen Erlebnis zu werden. Im Zug wird der Wodka förmlich
zum Dauerbegleiter, die Karten und Würfelbecher werden ausgepackt,
Geschichten werden erzählt. Eine Tolle Zeit eben. Doch schon bald
merken Roy und Jessie das Carlos und Abby ein Geheimnis haben und das
die russische Polizei nicht frei von Korruption ist. Hineingezogen in
einen Strudel aus Leidenschaft, Liebe und kulturellen Barrieren, wird
die Fahrt in der transsibirischen Eisenbahn zu einem Höllentrip
erster Klasse...
Wie weit muss man sich
von seinem eigentlichen zu Hause entfernen um sein wahres Gesicht zu
erkennen? Welche Momente bringen den Menschen dazu seine Grenzen zu
überwinden und sich selbst zu zeigen zu was er fähig ist?
TRANSSIBERIAN ist nämlich nicht nur ein vorzüglicher
Actionthriller, sondern viel mehr eine Visualisierung dieser Fragen.
Inmitten von eisiger Ödnis, ummantelt von verlassenen Kapellen im
tiefsten Sibirien, ist das Leben ganz einfach ein anderes. Weit weg
von Generation Smartphone und Facebook. Es ist ein Leben indem man
selbst und seine Mitmenschen den Mittelpunkt der Geschehnisse
ausmachen. Man nimmt sich zeit für sich, Zeit für seine
Leidenschaft, Zeit für alles elementare, Zeit für sein Glück.
Inmitten dieser wunderschön kalten Idylle, zeigt sich das Leben
genau so wie es sein soll. Hautnah, unberührt und ungebändigt. Pure
Freiheit.
Das TRANSSIBERIAN dann
tatsächlich so ein starker Film ist, ist eine absolute Überraschung,
geht man davon aus, das die Männer auf den Regiestühlen eher selten
das optimale aus ihren Voraussetzungen machen. Brad Anderson straft
diesen Vorurteilen aber Lügen. Was dieser Streifen letztlich ist,
ist ein Paradebeispiel für Kino – so wie es sein sollte. Das eine
Geschichte in Sachen Aufbau und Struktur so perfekt verfilmt wird,
kommt nicht sehr häufig vor. In ein bisschen weniger als zwei
Stunden, bebildert Anderson einen Plot der einen herrlichen
Spannungsaufbau beinhaltet, mehrere Höhepunkte im Petto hat und
letztlich auch noch ein Finale Furioso zu bieten hat. Eine herrlich
runde Story, der man von Anfang bis Ende durchgehend an den Lippen
hängt.
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Visuell ist TRANSSIBERIAN
logischerweise auch sehr stark umgesetzt. Die Bilder zerren den
Zuschauer wahrhaftig mit in eine fremde Welt. Schneebedeckte
Landmassen, alte Frauen mit Goldenen Zähnen, Häuser inmitten des
Nichts, zerfallene Gebäude. Vielleicht möchte uns TRANSSIBERIAN
einfach zeigen, dass das Perfekte im Imperfekten zu finden ist.
Hier profitiert der Streifen
selbstverständlich von seinem sehenswerten Handlungsort, den damit
verbundenen faszinierenden Settings und der Neugier des Menschen an
sich.
Doch neben all den tollen Nebeneffekten
und Botschaften, ist TRANSSIBERIAN natürlich auch ein wahnsinnig
spannender Thriller, der eine ebenso clevere wie simple Handlung zu
bieten hat und einen klangvollen Cast besitzt. Ständig spielt der
Film mit der Abgelegenheit, die die Landschaft Sibiriens mit sich
bringt. Einige Paukenschläge, einige logische Konsequenzen.
TRANSSIBERIAN ist eine prall gefüllte Thriller-Tüte, deren Weg
unaufhaltsam zu einem nervenaufreibenden Finale führt, welches genau
die oben aufgeführten Fragen zu beantworten weiß.
Getragen wird das ganze Projekt vor
allem von Woody Harrelson, Ben Kingsley und Emily Mortimer. Gerade
letztere kann das Geschehen durch ihre emotionale Spielweise, durch
ihr beherztes Interagieren den Film an sich reißen, was auch auf
ihren am sorgfältigsten gezeichneten Charakter zurückzuführen ist.
Die Figur der Jessie wirft klar das größte Interesse beim Zuschauer
auf, wenngleich auch der Charakter des Roy nicht gänzlich als
stereotyp abzutun ist, was sich im Film vor allem mit längerer
Laufzeit bemerkbar macht. Ben Kingsley spielt das was er kann, und
das macht er gut. Gewohnt tadellose Leistung, in einer für ihn
typischen Rolle.
Unterm Strich lässt sich sagen, das
TRANSSIBERIAN einer der vielfältigsten Thriller der Neuzeit ist.
Wenig bis keine Schwächen, Längen schon gar nicht. Einen sehr
begabten Regisseur und Drehbuchautor, der ein wahres Filmerlebnis
geschaffen hat. Beeindruckende Settings und Schauspielleistungen.
Natürlich ist auch hier nicht alles Perfekt, aber wie schon
angesprochen, vielleicht liegt das Perfekte ja im Imperfekten.
„Das Leben ist eine Reise, nicht das
Ziel.“
Bewertung: 08/10
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Genre: Thriller
Originaltitel: Transsiberian
Regisseur: Brad Anderson
Darsteller: Woody Harrelson, Emily Mortimer, Ben Kingsley, Eduardo Noriega, Kate Mara
Erscheinungsjahr: 2008
Produktionsland: US, UK, Spanien, Litauen, Deutschland
Laufzeit: 111 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 16
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