©Studiocanal |
Teheran,
2005. Die iranische Nationalmannschaft steht unmittelbar vor der
Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Die
Euphorie ist greifbar, ebenso wie die Anspannung. Die Menschen
stürmen in Scharen in die Arena. Stopp. ´Menschen´ ist der falsche
Ausdruck, ´Männer´ muss es heißen, ist der Stadionaufenthalt in
Iran für Frauen doch verboten. Eine Gruppe rebellischer Mädchen
versucht dennoch den Traum von der Qualifikation live mitzuerleben.
Doch aufgrund der enormen Präsenz des Militärs werden die jungen
Gören unter Arrest gestellt. Unter Beobachtung der zugeteilten
Soldaten müssen sie dort ab sofort ihr Dasein fristen. Fortan
entwickelt sich eine Diskussion über die Gesellschaftsstruktur des
Irans, über Gleichberechtigung, alles im Namen des Fußballs. Eine
interessante Entwicklung nimmt ihren Lauf.
OFFSIDE
behandelt wenn man es salopp ausdrücken möchte ein dankbares Thema,
sofern man dieses zu inszenieren weiß. Unterdrückung und
Benachteiligung der Frauen, die Bände welche die Menschen
untereinander verbinden. Dazu kommt noch der Fußball selbst, auch
wenn er in diesem Projekt nur als Rahmen dient und zu keinem
Zeitpunkt Kern der Handlung wird, was auch fatal gewesen wäre.
Doch
inwiefern kann OFFSIDE dem Thema seine eigene Note verpassen, welche
Bilder und Szenen bleiben haften?
Die
Antworten hierauf, bleiben leider dünn, stellt OFFSIDE sicherlich
ein ordentliches gesellschaftskritisches Drama da, kann aber nur mit
einem ungewöhnlichen Setting und einem angenehm beschaulichen
Erzähltempo aufwarten.
OFFSIDE
verpasst es letztlich in den letzten Minuten seiner Aussage die
entsprechenden Emotionen einzuverleiben. Es bliebt austauschbar was
hier gezeigt wird und die Haut des Zuschauers bleibt unverändert. Am
Ende scheint dem Film sogar trotz der geringen Laufzeit die Puste
auszugehen. Während im mittleren Drittel des Streifens noch sehr
beklemmende und aufreibende Situationen heraufbeschworen wurden,
bleibt das Ende ausdruckslos. Nur selten kann der Zuschauer den Ernst
der Lage erfassen. OFFSIDE stellt zwar seine Problematik sehr gut zur
Schau, vergisst dann aber dieses in ein filmreifes Gewand zu packen,
was letztlich dazu führt dass das Team um Regisseur Jafar Panahi
ihre Mission in den Sand setzt. Nicht gänzlich, aber sicherlich
teilweise.
©Studiocanal |
Was
Jafar Panahi jedoch schafft, ist es der Gesellschaft des Irans den
Spiegel vor das Gesicht zu halten. Er konfrontiert die Vertreter des
Systems, in diesem Fall das Militär, mit den Gegenständen die unter
der Struktur leiden, in diesem Fall die jungen Frauen. Nein, noch
viel intensiver findet es statt, die Soldaten konfrontieren sich im
Endeffekt selbst. Auch das laute Schreien des ´Abteilungsleiters´
kann die Realität, die Wirklichkeit nicht im Ansatz in die Illusion
einfügen, sodass sich die Unterdrückenden in der Konsequenz fügen.
Auch
hier sieht man, OFFSIDE schafft es die Problematik auf den Punkt zu
bringen und an den Zuschauer zu bringen, die Dringlichkeit wird dem
Publikum aber auf keinen Fall bewusst. Dazu ist OFFSIDE zu sehr
Spielfilm und zu Spielfilmen gehören nun mal auch Emotionen und
Gefühle, die fehlen hier. So kann man das Projekt viel mehr als
Dokumentation sehen, welche sich im falschen Genre verirrt hat. Auf
keinen Fall ein Totalausfall, aber sicherlich ein Ableger der einiges
an Möglichkeiten verschenkt hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen