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Miles´ Leben ist eigentlich
ein einziges Trauerspiel. Ein kluger Kerl, der so nichts so wirklich
mit seiner Gabe anzufangen weiß. Er ist Englischlehrer, kennt sich
mit Wein aus, kann gut schreiben. Doch Profit oder Anerkennung heimst
er durch diese Fähigkeiten ein. Stattdessen führt er ein tristes
Dasein als geschiedener Single, ohne große Lebenslust und ohne den
großen Hass auf das Leben. Als sein Freund Jack ihn eine Woche vor
seiner Hochzeit auf einen kleinen Roadtrip in die Weinhänge
Kaliforniens mitnimmt, entdeckt Miles das Leben wieder etwas für
sich. Und dann ist da noch Maya, eine Frau die Wein so liebt wie er
selbst und die ihn daran erinnert, wie es war als er das Getränk in
Maßen getrunken hat. Sie erinnert ihn daran, wie es war geliebt zu
werden. Eine zart-emotionales Drama nimmt seinen Lauf.
Alexander Payne hat schon
einige gute Filme gemacht, richtig gute. Gerade dieses Jahr konnte er
wieder mit NEBRASKA aufwarten, eine wunderschöne Reise durch die
kalten Highways der Vereinigten Staaten. Eine zauberhafte Story.
Auch im 2004 erschienenen
SIDEWAYS kreiert der amerikanische Regisseur eine Geschichte, die dem
Zuschauer wieder unter die Haut gehen soll. Die ihn langsam aber
sicher in den Bann ziehen soll, an die das Publikum zunächst mit
Skepsis herangeht, die sich Zeit lässt um jeden Einzelnen Verfolger
zu überzeugen.
Die Zutaten für diesen
klassischen Payne-Cocktail sind eine gewaltige Prise trockenen Humor,
wie es für seine Projekte nahezu essentiell ist. Starke
Schauspieler, ebenfalls essentiell, und irgendwo in der Hinterhand
einen meist genialen Plan, der das Interesse der Konsumenten weckt.
Doch ebenfalls typisch für
Alexander Payne ist es, das die Konstanz in seinen Werken nur bedingt
vorhanden ist und so entwickelt sich SIDEWAYS sich langsam aber
sicher auch zu einem Ableger der Gattung ´Überbewertet´. Was auch
schon bei ´THE DESCENDANTS´ der Fall war, bekommen wir in diesem
Falle erneut zu sehen.
SIDEWAYS kommt schlicht und
ergreifend viel zu behäbig aus den Startlöchern. Zu harmlos, zu
brav und zu unscheinbar kommt der Beginn daher und an diesem Punkt
angekommen, kann der Film die Probleme nur sehr mühsam und Stück
für Stück ein wenig beseitigen.
Zum einen durch einen sehr
präsenten Paul Giamatti, der seinen Status als Hauptdarsteller und
Aushängeschild des Streifens zu keinem Zeitpunkt zweifelhaft
erscheinen lässt. Zu gut ist er, zu lange in dem Business ist er,
als dass er es verpassen würde, seine Fähigkeiten gewinnbringend in
seine Arbeiten mit einzubringen. Auch der restliche Cast spielt
sympathisch und steht Giamatti zur Seite wenn er gerade eine
Ruhepause benötigt.
Ebenfalls schön anzusehen
sind die idyllischen Reben Kaliforniens. Ein traumhaftes Setting, das
sich selbst in bequemen Bars und Vinotheken ausklingen lässt und das
Publikum zum Träumen anregt. Hier hat man alles richtig gemacht.
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Doch ansonsten ist SIDEWAYS
ein ereignisarmes Erlebnis, welches sich zu oft in Lebensweisheiten
von bislang gescheiterten Existenzen verzettelt und erst gegen Ende
den Turbo zünden kann, den ein Roadtrip-Vehikel so an sich hat.
Würden man den Streifen in
einem Diagramm darstellen wäre dies eine proportionale Steigung, die
allerdings nicht sonderlich hoch ist und in der Folge auch keinen
nennenswerten Höhepunkt sein eigen nennen kann. Abflachen ist
anders, durchstarten auch. Mittelmaß wäre dann wohl das Richtige
Wort.
Ob die ein oder andere
Metapher auf das Leben zutreffend ist, ob der Vergleich zwischen dem
Wesen des Weines und dem Wesen des Menschen ins Schwarze trifft ist
nebensächlich, ist Alexander Payne´s Vortrag doch teilweise völlig
ohne Pepp und Zug versehen.
Würde man einen bekannten
Slogan umdrehen, wäre SIDEWAYS optimal dafür geeignet und könnte
mit den Worten ´Substance over Style´ definiert werden, wobei
weiterhin zweifelhaft bleibt ob der erste Part des Slogans
tatsächlich seine Daseinsberechtigung findet.
Kein Totalausfall, aber
lange nicht so gut wie der Ruf, der diesem Streifen vorauseilt.
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