Die Deutschen mausern sich und das nicht nur filmtechnisch - “Der Tatortreiniger” ist eines der Vorzeigebeispiele für eine gute, ehrliche Serie. Diese zwei Attribute mögen nach nichts besonderes mehr klingen, doch in einer Welt, in der Soapoperas á la “Gute Zeiten Schlechte Zeiten” oder - moment, ich muss kurz googlen - “Alles was zählt”, “Unter uns” und wie sie nicht alle heißen das Vorabendprogramm regieren, sind das auch zwei Merkmale, die in dieser TV-Landschaft sonst so selten sind. Bjarne Mädel (bekannt als treudoofer Ernie aus “Stromberg”) rockt die Hütte und liefert mit seiner Idee philosophische Alltagsgedanken in Höchstform.
Folge 1 - ‘Ganz normale Jobs’:
Der erste Job den man mit Bjarne alias ‘Schotty’ erledigen darf, findet bei einem ganz üblichen Tatort statt. Leiche im Bad, überall Blut. Nichts besonderes für den Mann, dessen Job dort anfängt, wo sich andere vor Ekel übergeben. Doch wen er am Ort des Geschehens wohl eher nicht erwartet hätte, hält mit ihm ein grandioses Gespräch über Berfusethiken und Probleme, die er so nunmal mit sich bringt. Eine Prostituierte erklärt ihm ihre Welt - und umgekehrt. Mit der nötigen Prise Witz und Lockerheit beweist “Der Tatortreiniger” überragende Einzigartigkeit.
8/10
Folge 2 - ‘Spuren’:
Schottys nächste Station: Das zu Hause eines Schriftstellers, der von dem dort geschehenen Unfall so gar nicht getroffen ist. Viel schlimmer: Eine Schreibblockade sucht ihn heim und der wohl undenkbarste hilft ihm dabei, diese zu lösen. Schotty arbeitet sich mit seinem Pausenbrot zur Muse hoch und liefert, wie die ganze Folge an sich, amüsant kreativen Output der fruchtet.
8/10
Folge 3 - ‘Nicht über mein Sofa’:
Ein Sofa, ein Mord. Oma kann es so gar nicht ab, wenn man sich an ihrem Mobiliar austobt und wird zur Furie. Nie wieder wird man Großmutters Gelassenheit ausreizen, Schotty tut’s jedenfalls auch nicht. Aus gutem Grund. Aber gesellschaftliche Privilegien sind nunmal wichtig, ebenso wie der Erhalt von nostalgischen Gedanken. Hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit und Gegenwart denkt Schotty nur an eines: Den geilen Materazzi vor der Tür.
8/10
Folge 4 - ‘Geschmackssache’:
Jetzt wird’s übernatürlich. Der Geist eines Psychotherapeuten hat seinen Job noch nicht erledigt und hindert Schotty nun daran, seinen zu erledigen. Während der Herr Geist sein Strategienrepartoir auspackt, wird Kollege Tatortreiniger mit seiner Frauenvorliebe konfrontiert. Resultat: Probier’s mal mit ‘ner Dicken! Nur doof, wenn die nicht darauf anspringt. Wunderbarer Sonntagsplausch über unser krampfhaftes Datingverhalten, das doch eigentlich gar nicht so krampfhaft sein müsste.
9/10
Fazit: Leih dir das Ding aus. Ehrlich. “Der Tatortreiniger” bietet keine der heutzutage so geliebten Storyserien, doch ein für peau a peau abschließendes Projekt, welches in seiner Gesamtheit einfach genial ist. Spitzenunterhaltung gepaart mit Denkanstößen, das hat was.
8.5/10
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