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Es gibt sie tatsächlich. Zwar nur
selten, aber sie sind da. Die Rede ist von Politikern mit Format, von
echten Männern wie sie vor geraumer Zeit noch im Bundestag zu finden
waren. Einer von Ihnen ist Helmut Schmidt. Einer der beliebtesten
Deutschen, vielleicht der beliebteste Politiker aller Zeiten. Seine
Meinung ist gefragt und wird angehört. Ein 1918-er Jahrgang, ein
Mann der selbstreflektiert und Weise wirkt, ein Mann der vielleicht
das auch alles nicht ist, aber ein Mann der Spuren hinterlässt und
eine Wirkung auf seine Zuhörer erzielt, die seinesgleichen sucht.
Im Gespräch mit Journalist Giovani di
Lorenzo, lässt der Altkanzler tief in seine Gedanken und seine
Lebensgeschichte blicken. Auf elementare Fragen folgen verblüffende
Antworten, auf intime Fragen folgen Antworten, die einem die Luft
zuschnüren. So entwickelt sich LEBENSFRAGEN zu einer Dokumentation,
die tief ins Mark des Publikums trifft und eine beachtliche
emotionale Ader innehält. Untermalt wird die Geschichte Helmut
Schmidts von gespielten Szenen seines Lebens, für die kein passendes
Archivmaterial zur Verfügung stand. Somit wird gewährleistet, das
sich der Zuschauer ein glaubwürdiges Bild vom Schaffen Schmidts
zeichnen kann.
Helmut Schmidt ist noch aus einem ganz
anderen Holz geschnitten. Er diente im Krieg, in seinem Leben spielen
Dinge wie Rhetorik und Kunst eine große Rolle. Heute wird man wohl
eher gefragt ob man diese Ding essen kann. Sei´s drum, denn wenn
diese Doku anläuft wird man ehrfürchtig, und das zu Recht. Ein
Mensch mit Fehlern wie du und ich, er ist kein Gott, und genau
deshalb ist diese Ehrfurcht auch gerechtfertigt. Ein Mann, der sich
nicht hinter seinen gewiefte Satzbauten versteckt, sondern ein Mensch
der tatsächlich etwas geleistet hat. Ein Politiker der das
Tagesgeschäft im Bundeskanzleramt ab 1974 entscheidend geprägt hat.
Der als Krisenmanager in Hamburg erfolgreich war. Ein Mann der
schwarz auf Weiß Taten und Fakten für sich sprechen hat.
Der auch im Alter von 95 Jahren auf der
Höhe ist, der für Ehrlichkeit und Einsicht steht.
Im Zusammenspiel mit di Lorenzo, der
stets die richtigen Fragen zu stellen weiß, entwickelt sich ein
ehrliches Gespräch, in dessen Verlauf sich die schönen und weniger
schönen Tage Helmut Schmidts herauskristallisieren. Die Inszenierung
Ben von Grafenstein´s wirkt stimmig, die Musik ist gut gewählt, die
verschiedenen Elemente des Interviews gut durchstrukturiert. Der
Zuschauer vergisst tatsächlich Raum und Zeit während dieser 88
Minuten. Denn wenn Helmut Schmidt spricht , ist man ruhig. Das
gebietet der Respekt und das ist auch gut so.
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Thematisch ackert LEBENSFRAGEN so
ziemlich alles ab was Relevanz hat. Ob Politik, Religion, oder die
Existenz als solches. Und Helmut Schmidt hat es hier nicht leicht,
das sind schwere Fragen, existenzielle Fragen, die von ihm mit kurzen
prägnanten Antworten bearbeitet werden, die für den Zuschauer
leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Die zum Nachdenken
anregen. Helmut Schmidt kann hier Fehler einräumen ohne sein Gesicht
zu verlieren. Helmut Schmidt kann mit einem Satz die Ansichten seines
Publikums verändern. Er ist zu Recht so geschätzt. Eine deutsche
Legende im Portrait, sehenswert wäre untertrieben.
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