(2014) / US / 10 Folgen á ~50 Minuten / Krimi, Schwarze Komödie, Drama |
Es ist wie der Butterfly Effect, ein in Gedanken gestammeltes "..J...Ja" und die Frage, ob einer der penetrantesten Schulmobber entfernt werden soll, ist beantwortet. Damit sind auch die umfangreichen Konsequenzen beschlossen, die Lester Nygaard (Martin Freeman) zu verschulden hat. Und so dreht sich unser kleiner Hobbit einen Strick, der sich jede Minute um seinen Hals zuziehen müsste. Gäbe es da nicht dieses kleine Wörtchen 'Schicksal', oder auch 'Zufall', je nachdem wie man es sich zurecht legen möchte.
"There are no saints in the animal kingdom. Only breakfast and dinner."
"Fargo" wirkt wie der unaufhaltsame Winter, der die gesamte Serie umgibt: Eine eiskalte Mordserie begangen von zwei emotionslosen Mördern, die unterschiedlicher nicht sein könnten. So fällt es in den ersten Folgen doch sehr schwer, überhaupt einen Sympathisanten zu finden. Den braucht man aber auch gar nicht. "Fargo" lebt von der Faszination des manifestierten Bösen, welches man in dieser Form nicht sehr oft zu sehen bekommt. Billy Bob Thornton ("Ein einfacher Plan") spielt dabei den personifizierten Teufel, aus dem man als laufendes Fragezeichen nie wirklich schlau wird. Sein magenumdrehender Blick schafft es die Atmosphäre im Wohnzimmer so sehr ins Schwummrige zu ziehen, dass man seinen Gegenübern am liebsten nur zurufen würde, dass sie diesen Unmenschen doch einfach das machen lassen sollen, was er eben grade möchte. "Because some roads you shouldn't go down."
Doch wo Thornton als Lorne Malvo alleine mit seiner Präsenz einen Ausweg findet, schwitzt und stottert sich Lester grade so, wenn überhaupt, aus der Affäre. Die eigentlich charmante Person des Martin Freeman wird vollkommen über Bord geworfen und gegen einen heuchelnden, unmoralisch agierenden Nervzwerg getauscht, dem man sein eigenes Handeln wünscht. Dieser gegangene Weg ist aber perfekt gewählt, ist die Unausgewogenheit zwischen Gut und Böse in "Fargo" doch der entscheidende Faktor für einen der treibendsten Krimis, den man in Serienform zu sehen bekommt. Neben biblischen Plagen, unfähigen Chiefs und Kartellkillern gibt es nämlich nur wenige, die sich dagegen aufstellen. Allen voran Deputy Solverson (Allison Tolman). Die einzige Person, die es in dem Kuhkaff vermag analytisch zu denken und dem großen Ganzen somit auf der Spur sein könnte.
Jeder der sich "Fargo" intensiv anschaut, wird jedem Detail, dass er findet, ein Lächeln entgegenwerfen. Daraus resultiert ein durchgehend gruseliges Grinsen, welches in Mordsituationen noch abstrakter wirkt. Doch genauso verinnerlicht man diesen bösartig schwarzen Humor auf die beste Weise, fühlt man sich am Ende indes selber ein bisschen wie Lou Solverson, der mit Schrottflinte auf der Veranda sitzt und seine Liebsten vor Malvo beschützen möchte. Und auch nach dem Abspann hört dieses Gefühl nicht auf, wird man wohl eine lange Zeit in Schneestürmen an "Fargo" und seine Geschichte denken.
8.0/10
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