Freitag, 13. Mai 2016

"Flaked": Will Arnett auf depressiver Sonnenreise in Venice Beach | Staffel: 1

US / 2016 / FSK: 16 / 8 Episoden á 45 Minuten / Genre: Dramedy / Bildrechte bei: Netflix


„Arrested Development“-Star Will Arnett kopuliert einmal mehr mit Netflix - doch das entstandene Baby stößt bei Kritikern auf wenig Liebe. Woran liegt’s und wie gut ist die neue Dramedy „Faked“ denn nun? Unser Autor Kevin Hennings hat sich das mal genauer angeschaut.

Wenn es zwischen braungebrannten Topmodels an wunderschönen Stränden, die umzingelt sind von Hipster-Cafés, zu einem Clash mit der nicht immer ganz so gut aussehenden Realität kommt, befinden wir uns mitten in „Flaked“. Willkommen in Chips Leben. Als selbsternannter Motivator, der alleine gelegentlich Antriebskraft benötigen könnte, dümpelt er in der vermeintlich perfekten Umwelt seinem Dasein hinterher. Schauen wir in den acht halbstündigen Episoden von „Flaked“ wirklich nur einem halbdepressiven Kerl dabei zu, wie er seinen Alltag bestreitet?

Der Titel macht deutlich, welche Person Will Arnett als Chip darstellt. Als ein „Flake“ (zu deutsch: Niete) ist er ein absolut unzuverlässiger Mensch, der dafür sorgt, dass er so gut wie immer zu spät am Treffpunkt ist – oder überhaupt nicht erscheint. Ein Individuum, dass sich mit smarten Halbwahrheiten seinen Weg bahnt und da auch vor eigentlichen Freunden keinen Halt macht. Dennis (David Sullivan, „Argo“) ist einer dieser Freunde, der immer wieder damit klar kommen muss, dass Chip ihm seine Traumfrauen ausspannt. Mit Cooler (George Basil), der sich als Stand-Up-Comedian versuchen möchte, aber selbst sagt, dass er unlustig ist, wird das chaotische Dreiergespann komplettiert. Die Frauenquote wird mit Ruth Kearney („Primeval“) als London erfüllt, die außer einem dahinschmelzendem Lächeln aber noch nicht viel zu bieten hatte. Bis auf hübsch da stehen wurde ihr ansonsten keine Aufgabe erteilt. Die Grundvoraussetzung hört sich nach Sitcom-Material an, doch genau das will „Flake“ gar nicht sein. Die Serie pendelt permanent zwischen Drama und Komödie. Es entsteht eine Dramedy, die leider nicht funktioniert. Noch nicht. Denn Potenzial ist einiges zu sehen. Das ist dennoch besonders deshalb schade, weil man angesichts der prominenten Mannschaft hinter „Flaked“ einfach mehr erwartet hätte. Kennen Sie diese Serien, die man in der Hoffnung auf Besserung weiterschaut? So geht es einem hier. Leider wird die erwartungsfrohe Einstellung nicht ganz belohnt, dafür wird zu unkonstant zwischen unterhaltsamen Dialogen und Leerlaufszenen geschwankt.


Die Welt kann manchmal so grausam sein – obwohl „Arrested Development“ ein Liebling bei den Kritikern war, wurde die Serie, bei der es laut eigener Aussage um nichts weiter als „über eine wohlhabende Familie, die alles verloren hat, und über einen Sohn, der nicht anders konnte, als sie alle zusammenzuhalten“ ging, nach drei Staffeln eingestellt. Netflix jedoch schien zu der kleinen aber loyalen Fan-Gemeinde zu hören und gab ganze sieben Jahre später bekannt, 15 weitere Episoden und somit eine ganze neue Staffel zu produzieren. Es war einer dieser PR-Coups die dem neuen Streaming-Dienst besonders in den USA viel Aufmerksamkeit bescherte.Will Arnett kehrte damit in seiner Rolle als trügerischer Möchtegern-Magier auf die Bildschirme zurück und tritt somit auch erstmals in die Dienste von Netflix. Ein Arrangement, dass wohl nicht all zu schlecht laufen kann, wie das Leihen seiner Stimme für „BoJack Horseman“, ebenfalls eine Netflix-Produktion, zeigt. Aller guten Dinge sind zumindest in der Theorie drei und mit „Flaked“ darf er nun eine Hauptrolle antreten, die die meiste Screentime in der Serie einnimmt. Vom täuschenden Berufszauberer und dem Promipferd weg, hat er dieses Mal eine etwas bodenständigere Rolle zu bewältigen.

Interessant ist, dass sowohl Executive Producer Mitchel Hurw
itz, der als Schöpfer hinter „Arrested Development“ steht, als auch Autor Mark Chappell („The Increasingly Poor Decisions of Todd Margart“) eigentlich aus einer anderen Ecke kommen. Ein ernsthafteres Format wie dieses gehört nicht zum Arbeitsalltag der beiden. Somit seien anfängliche Fehler vielleicht zu verzeihen, denn dass diese Männer Ahnung vom Geschäft haben, bewiesen sie bereits zum Ende der ersten Folge hin, wo mit einer rein musikalisch unterlegenen Szene Revue geschehen lassen und Kunst in Reinform abgeliefert wird.

Erschreckend ähnlich hat man das aber schon einmal gesehen. In „Californication“ hat David Duchovny („Akte X“) einen ebenfalls, sagen wir mal, nicht ganz so einfachen Charakter. Auch er hat einen Hang zu jüngeren Frauen, hat eine gewisse Abneigung gegen moderne Technologie und ist genauso selten auf der Höhe des Geschehens. Doch Hank Moody wurde damit zu einer Art Kultfigur der neuen Generation. Das wird „Flaked“ so zahm wie es bisher geschah nicht gelingen. Einfach mal mehr trauen ist da die Devise. Bisher wirkt „Flaked“ genau wie sein Intro: Minimalistisch, sympathisch, auf Dauer aber potenziell einfach zu blass.

 6.5/10

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